Übergewicht, Untergewicht, Normalgewicht, Idealgewicht und Wohlfühlgewicht – Bei alle diesen Begrifflichkeiten wird eines klar: DAS EINE richtige Körpergewicht gibt es nicht.
Dabei ist das persönliche Gewicht für viele ein höchst sensibles Thema. Die meisten Frauen wollen ihres nur ungern preisgeben, während viele Kraftsportler sich jeden Gramm extra hart erarbeiten müssen.
Die Waage ist und bleibt ein stetiger Begleiter und entscheidet über Top oder Flop des Ernährungsprogramm oder Diät- und Trainingserfolgs. Nicht selten bestimmt die Anzeige auch den nachfolgenden Gemütszustand und darüber, ob dieser Tag die Chance bekommt, ein guter oder schlechter Tag zu werden.
Doch was ist überhaupt das „richtige“ Körpergewicht? Gibt es so etwas überhaupt? Gibt es objektive Maßstäbe zur Bewertung, ob jemand zu schwer oder zu leicht ist? Und was taugen Personenwaagen, BMI & Co. bei der Gewichtsbeurteilung?
Diese und weitere Fragen sollen im Folgenden beantwortet werden.
Welches Gewicht ist schon „normal“?
Das Normalgewicht – Ein Wert der bis heute für viel Aufsehen sorgt. Denn nach wie vor ist strittig, ob es das „Normalgewicht“, bzw. einen festgelegten Wert für das wünschenswerte oder natürliche Körpergewicht eines Menschen überhaupt gibt.
Demzufolge gibt es auch keine klaren Vorstellungen darüber, ab wann eine Person, deren Gewicht sich außerhalb der definierten Bandbreite befindet, als (krankhaft) über- oder untergewichtig gilt.
Da es bis heute keinen medizinischen Konsens über das Normalgewicht gibt, werden zur Beurteilung „Normalgewichtig oder nicht?“ auch verschiedene Bemessungsformeln herangezogen.
Ein ältere, aber bis heute aufgrund ihrer Einfachheit weit verbreitete Formel ist der Broca-Index, benannt nach dem französischen Arzt Paul Broca. Der Index stammt bereits aus dem 19. Jahrhundert, als Broca beim Vermessen von Soldaten feststellte, dass diese durchschnittlich so viel Gewicht auf die Waage bringen, wie ihre Körperlänge in cm minus dem Faktor 100.
So entstand die Broca-Formel, die das Normalgewicht wie folgt definiert:
Normalgewicht (in kg) = Körpergröße (in cm) – 100
Das Normalgewicht für einen 1,80 m großen Mann wäre demnach 80 kg. Eine 1,65 m große Frau dürfte nach der Broca-Berechnung nicht mehr als 65 wiegen, um als normalgewichtig zu gelten.
Als übergewichtig im Sinne von fettsüchtig/adipös gelten nach Broca Erwachsene, deren Körpergewicht 20 Prozent über dem Normalgewicht lag. Geringes Übergewicht beginnt bereits bei 10 Prozent über Normalgewicht.
Das Idealgewicht – Ein Einfall der Versicherungsgesellschaften
In den 50er Jahren kam der Begriff „Idealgewicht“ ins Spiel. Interessant: Das Idealgewicht ist eine Erfindung US-amerikanischer Lebensversicherungsgesellschaften, mit dem Ziel, die Beiträge für angeblich zu dicke Leistungsnehmer zu erhöhen.
Damals wurden in Abhängigkeit von Körpergröße, Geschlecht und Schwere des Knochenbaus, die Körpergewichte mit der höchsten Lebenserwartung ermittelt, welche man als „Idealgewichte“ bezeichnete.
Das Idealgewicht eines 1,80 m großen Mann mit mittelschwerem Knochenbau lag demnach zwischen 68 bis 75 kg, für eine 1,70 m große Frau zwischen 56 bis 63 kg. Je 10 cm Körpergröße verschob sich die Gewichtsspanne für das Idealgewicht um 5 bis 6 kg. Bei Personen mit einem schweren Knochenbau wurde die Gewichtsgrenze um 3 kg nach oben korrigiert.
Auf Basis dieser Daten von einer amerikanischen Lebensversicherung entwickelte sich Anfang der 60er Jahre die Vorstellung eines Idealgewichts, bei welchem die Lebenserwartung angeblich am höchsten ist.
Als Faustformel für das Idealgewicht galt das Broca-Normalgewicht minus 10 Prozent beim Mann und minus 15 Prozent bei der Frau. Bei einem 1,80 m großen Mann läge das Idealgewicht demnach bei 72 kg. Eine 1,65 m große Frau hingegen dürfe nicht mehr als 55 kg wiegen, um die Norm des Idealgewichts zu erfüllen.
Man kann sich gut vorstellen, dass solche Formeln und Normen Auslöser für so manche Essstörung waren. Zum Glück gelten die Berechnung des Idealgewichts nach Broca und die Vorstellung, man müsse ein bestimmtes Gewicht halten, um möglichst lange zu leben, gilt heute als überholt.
Zudem ist der Broca-Index nur bedingt zur Einschätzung des Körpergewichts anwendbar. Die Formel ist zwar aufgrund der leichten Berechnung auch heute noch beliebt, zeigt bei sehr kleinen oder sehr großen Körpergrößen jedoch seine Schwäche, da das Idealgewicht viel zu gering, bzw. viel zu hoch angesetzt wird.
Bei mittleren Körpergrößen zwischen 1,60 m und 1,90 m trifft der Broca-Index noch am ehesten zu. Für alle Körperlängen, die sich außerhalb befinden, ist die Formel eher nicht gebrauchbar.
Doch die wohl größte Schwäche des Normal- und Idealgewichts nach Broca ist, dass nur die Körpergröße berücksichtigt wird. Dabei spielen auch andere Faktoren, wie Alter, Geschlecht, Körperbau, Muskelmasse, Fettgewebe etc. eine entscheidende Rolle bei der Bewertung des Körpergewichts.
Wie verlässlich ist der BMI?
Statt exakter Gewichtsangaben anhand von metrischen Formeln, wie Broca, tendiert man heute eher dazu, einen Schwankungsbereich anzugeben, in dem sich das Körpergewicht idealerweise bewegen sollte.
Als Bezugsgröße zur Einschätzung des Körpergewichts wird heute i.d.R. der Body Mass Index (BMI) herangezogen. Im Vergleich zum Broca Index, welcher für den Bereich mittlerer Körpergrößen am besten zutrifft, lässt der MBI auch unabhängig von der Körpergröße eine repräsentative Aussage zu.
Der BMI, auch Körpermassen-Index genannt, wird aus dem Körpergewicht (in kg) und der Körpergröße (in m) berechnet. Die Formel lautet:
Body-Mass-Index (BMI) = Gewicht in kg / Größe in m zum Quadrat
Der BMI beschreibt demnach das Verhältnis von Körpergröße zu Körpergewicht. Der Vorteil des Body Mass Index liegt darin, dass er statt exakter Werte, Spielräume vorgibt, in denen sich das Gewicht je nach körperlicher Veranlagung bewegen kann.
Beispiel: Für einen 1,80 m großen Mann mit einem Gewicht von 85 kg ergibt sich nach der Formel (85 kg / 1,80 x 1,80 = 85 / 3,24 = 26,2) ein BMI von 26,2.
Was sagt dieser Wert nun aus? Zur Beurteilung des Körpergewichts mittels BMI gilt folgende Einordnung:
- BMI unter 18,5 = Untergewicht
- BMI 18,5 bis 24,9 = Normalgewicht
- BMI ab 25 bis 29,9 = Übergewicht
- BMI über 30: Starkes Übergewicht (Adipositas)
- BMI ab 30 bis 34,9: Adipositias Schweregrad I
- BMI ab 35 bis 39,9: Adipositias Schweregrad II
- BMI über 40: Adipositias Schweregrad III (Extreme Adipositas)
Bei den Grenzwerten ist zu betonten, dass der BMI nicht zur Beurteilung des Körpergewichts von Leistungssportlern, Bodybuildern, Schwangeren und stillenden Mütter geeignet ist. Da die Besonderheiten des jeweiligen Körperbaus unberücksichtigt bleiben, ist auch der BMI in seiner Aussagekraft begrenzt.
So gelten Personen mit einer höheren Muskelmasse, wie athletische Läufer oder Kraftsportler nach der BMI-Formel oftmals als übergewichtig, obwohl sie nicht so aussehen.
Grundsätzlich sollte Übergewicht, bzw. ein BMI über 25 jedoch vermieden werden, um das Risiko für, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und andere Erkrankungen zu reduzieren.
Ebenso wie Übergewicht einen Risikofaktor für die Gesundheit darstellt, kann auch Untergewicht (BMI unter 18,5) gefährlich werden. Eine Mangelversorgung an Nährstoffen kann Haut und Haare schädigen, die Entkalkung der Knochen, Muskelschwund und Organschäden nach sich ziehen.
Doch obwohl der BMI der heute am weitesten verbreitete Index zur Bewertung des Körpergewichts ist, so ist die gesundheitliche Bewertung der o.g. Grenzwerte in der Fachwelt nicht immer einheitlich.
Mittlerweile gilt auch ein BMI zwischen 25 und 30, was bereits leichtes bis mittleres Übergewicht wäre, trotzdem noch gesund, da Menschen in diesem BMI-Bereich neusten Erkenntnissen zufolge durchschnittlich länger leben. Statistisch gesehen, wäre leichtes Übergewicht das Gewicht mit der höchsten Lebenserwartung und somit das Idealgewicht.
Auch Studien haben gezeigt, dass leichtes Übergewicht, bzw. höhere Fettreserven bei einigen Krankheiten, wie schweren Infektionen oder Operationen, durchaus von Vorteil sein können.
Etwas Speck um die Hüften ist daher nicht grundsätzlich negativ, sondern kann sogar gesundheitliche Vorteile haben. Entscheidend dabei ist, WO das Fett gespeichert ist.
Apfel oder Birne? Die Form macht´s!
Jeder hat so seine Problemzonen. Bei den Männern sammelt sich das Fett gerne am Bauch an, während Frauen i.d.R. über ungeliebte Pölsterchen an Hüften, Po und Oberschenkeln klagen.
Bei Körperfett, das sich vor allem am Bauch ablagert, spricht man vom „Apfeltyp„, bei vermehrten Fetteinlagerungen an Beinen und Po vom „Birnentyp„.
Unterschied: Fettdepots im Bauchraum und an den inneren Organen wirken sich besonders nachteilig aus, da es ein erhebliches Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellt. Das sog. „viszerale Fettgewebe“, das sich im Bauchinneren ablegt, hat ungünstige Auswirkungen auf den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel und kann zu Fettstoffwechselstörungen und Diabetes führen.
Der Birnentyp mit seiner hüft- und oberschenkelbetonten Fettverteilung gilt als risikoärmer, allerdings belastet Übergewicht den Stütz- und Bewegungsapparat auch unabhängig von der Fettverteilung, was z.B. zu Arthrose (Gelenkverschleiß) führen kann.
Zu welcher Form der Fettverteilung man selbst tendiert, lässt sich entweder durch einen prüfenden Blick in den Spiegel oder anhand des Taille-Hüft-Umfangs feststellen.
Taille-Hüft-Umfang
Im Gegensatz zum BMI spielt das Verhältnis Körpergewicht zu Körpergröße beim Taille-Hüft-Verhältnis (engl. WHR: waist to hip ratio) keine Rolle. Stattdessen stützt sich der WHR mittels Taillen- und Hüftumfang lediglich auf die Körperformen.
Die Formel für das Taille-Hüft-Verhältnis lautet:
WHR = Taillenumfang (in cm)/Hüftumfang (in cm)
Der Umfang der Taille (auf Nabelhöhe) wird durch den Umfang der Hüfte (an der dicksten Stelle) dividiert. Der errechnete Quotient Taille-Hüft-Quotient liefert die Antwort auf die Frage, wo die Fettdepots sitzen.
Ein identischer Bauch- und Hüftumfang ergibt einen WHR von 1. Je breiter der Bauch, im Vergleich zum Hüftumfang ist, umso stärker tendiert man zur Apfelform. Die Apfelform ist ein typisch männlicher Fettverteilungstyp und äußert sich meist im Bierbauch. Aber auch Frauen können eine apfelförmige Fettverteilung haben.
Sind hingegen die Hüften im Vergleich zur Taille ausladender, spricht man vom Birnentyp. Bei diesem typisch weiblichen Fettverteilungstyp ist nicht Viszeral-, sondern das Hüftfett vermehrt.
Das Verhältnis von Bauch- zu Hüftumfang sollte bei Männern kleiner als 1,0 und bei Frauen kleiner als 0,85 sein. Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention e.V. gibt in der Leitlinie Vorsorgeuntersuchung im Sport (PDF) folgende Werte für WHR an:
Verhältnisvvon Bauch- zu Hüftumfang |
||
---|---|---|
WHR Gewichtsklassifizierung | Frauen | Männer |
Normalgewicht: | < 0,8 | < 0,9 |
Übergewicht: | 0,8 - 0,84 | 0,9 - 0,99 |
Adipositas: | > 0,85 | > 1,0 |
Als normalgewichtig gelten demnach Männer mit einem WHR von unter 0,9. Bei Frauen sollte Taille-Hüft-Verhältnis unter 0,8 liegen, um in die Kategorie „Normalgewicht“ zu fallen.
Der WHR wird heute entweder ergänzend zum BMI, aber auch als alleiniger Indikator für Übergewicht und unterschiedliche Gesundheitsrisiken verwendet.
Da die Fettverteilung genetisch festgelegt ist, ist sie nicht beeinflussbar. Allerdings sollte in Hinblick auf das kardiovaskuläre Risiko („das Herz und das Gefäßsystem betreffend“) ein zu hoher Bauchumfang vermieden werden.
Bauchumfang wichtiger Indikator
Neben dem Verhältnis aus Taillen- und Hüftumfang ist bereits die alleinige Messung des Bauchumfangs ähnlich aussagekräftig oder sogar überlegen. Denn für das kardiovaskuläre Risiko ist weniger das Übergewicht, sondern vielmehr das Fettverteilungsmuster entscheidend.
Durch Messung des Bauchumfangs lässt sich das in der Bauchhöhle liegenden Fettgewebe (sog. Viszeralfett) indirekte bestimmen. Hierbei wird der Körperumfang in der Mitte zwischen Beckenkamm und Rippenbogen parallel zum Boden gemessen.
Bei Frauen gilt ein Bauchumfang über 80 cm, bei Männern von über 94 cm als erhöht. Werte über 88 cm bei Frauen und 102 cm bei Männern gehen mit einem deutlich erhöhten Risiko für Koronare Herzkrankheit, Schlaganfall und Diabetes mellitus Typ 2 einher.
Die Überversorgung mit Nahrungsmitteln und mangelende Bewegung führen dazu, dass der Körper bei falscher Ernährung- und Lebensweise mehr Viszeralfett einlagert, als biologisch sinnvoll ist.
Das Bauchfett unterscheidet sich in seiner Zusammensetzung von Fettdepots an Gesäß, Hüften und Oberschenkeln. Es ist sehr stoffwechselaktiv und produziert eine Vielzahl an hormonähnlichen Substanzen, die Entzündungsvorgänge fördern und so den ganzen Organismus ungünstig beeinflussen.
Mit fatalen Folgen: So treten einige Erkrankungen oder Symptome gehäuft in Verbindung mit Viszeralfett auf. Dazu zählen Herzinfarkt, Bluthochdruck, Schlaganfall, Arteriosklerose, Diabetes, erhöhte Triglycerid- und weitere Blutwerte und Thrombose. Auch das Alzheimer- und Krebs-Risiko ist im Vergleich zu Normalgewichtigen im selben Alter oder Übergewichtigen mit wenig oder gar keinem Viszeralfett erhöht.
Obwohl der Bauchumfang weder Alter, Körpergröße oder andere individuelle Parameter, sondern lediglich das Geschlecht berücksichtigt, wird ihm eine bessere statistische Vorhersagegenauigkeit als dem BMI und dem WHR zugeschrieben. Ein Maßband reicht somit aus, um das gesundheitliche Risikoerhöhung durch Übergewicht abschätzend zu können.
Ein weiterer Quotient, der eine Aussage über die Verteilung des Körperfetts und somit auch über die gesundheitlichen Relevanz von Übergewicht erlaubet, ist das Taille-zu-Größe-Verhältnis (engl: WtHR = Waist to Height Ratio).
Waist to Height Ratio (WtHR)
Das Taille-zu-Größe-Verhältnis ist zwar nicht so bekannt, wie der BMI oder das Taille-Hüft-Verhältnis, lässt aber im Vergleich zum BMI genauere Rückschlüsse auf den gesundheitlich bedenklichen Bauchfettanteil zu.
Bei sog. WtHR wird das Verhältnis zwischen Taillenumfang und Körpergröße anhand folrgender Formel ermittelt:
WtHR = Taillenumfang (in cm) / Körpergröße (in cm)
Ebenso, wie das Taille-Hüft-Verhältnis, das jedoch ursprünglich in erster Linie als körperästhetisches Maß eingeführt wurde, lässt auch der WtHR eine Abschätzung zur Verteilung des Körperfetts zu.
Für Personen unter 40 Jahren sollte das Taille-zu-Größe-Verhältnis unter 0,5 liegen. Werte darüber gelten als kritisch. Mit anderen Worten: Der Bauchumfang sollte die Hälfte der Körpergröße nicht übersteigen. Ein 1,80 m großer Mann sollte demnach max. einen Bauchumfang von 90 cm haben.
Ab 40 Jahren verschiebt sich die kritische Grenze etwas nach oben. So gilt zwischen 40 und 50 Jahren erst ein WtHR zwischen 0,5 und 0,6 als kritisch. Ab 50 Jahren liegt die Grenze bei 0,6.
Körperfettanteil bestimmen
Das Körpergewicht alleine lässt nur in begrenztem Maße Rückschlüsse auf Übergewicht, bzw. damit verbundene Risikofaktoren zu. Der Body Mass Index, der Taille-Hüft-Quotient, der Bauchumfang etc. erlauben da schon eine genauere Einschätzung.
Ein wichtiger Faktor, der bei der Bewertung des Körpergewichts mit einbezogen werden sollte, ist der Körperfettanteil. Dieser ist im Vergleich zum reinen Körpergewicht wesentlich aussagekräftiger.
Der Körperfettanteil gibt den Anteil des angelagerten Fettes im Verhältnis zum gesamten Körpergewicht an. Vorteil: Personen mit einem erhöhten Körpergewicht, aber hohem Muskel- und geringem Körperfettanteil lassen sich deutlich identifizieren.
Ein niedrigeres Gewicht heißt nicht immer, dass diese Person automatisch gesünder ist. Es gibt auch viele normalgewichtige Menschen, die dennoch über einen relativ hohen Körperfettanteil verfügen.
Nachteil des Körperfettanteils ist jedoch, dass er keine Rückschlüsse über das welches Verhältnis zwischen Struktur-/Baufett und Depotfett liefert. Dennoch ist es hilfreich, seinen Körperfettanteil zu kennen und die Veränderungen in der Körperzusammensetzung zu beobachten.
Für den alltäglichen Gebrauch eignet sich die Messung des Körperfettanteils mit einer Körperfettpersonenwaage. Eine exakte Bestimmung des Körperfettanteils ist mittels einer bioelektrischen Impedanzanalyse (BIA) möglich.
Die BIA ist eine elektrische Widerstandsmessung, bei der durch Hautelektroden an der Hand und am Fuß ein elektrisches Wechselstromfeld erzeugt wird. Durch die unterschiedlichen Widerstände der verschiedenen Körpergewebe ist eine exakte Messung der Körperzusammensetzung möglich.
Einige Fitnessstudios, Krankenkassen und Ärzte verfügen über solche Geräte. Mittlerweile gibt es jedoch auch umfangreiche Körperanalysegeräte für den Heimgebrauch, die neben den Gewicht auch Körperfettanteil, Muskelmasse, Knochenmineralmasse, Körperwasseranteil und sogar das Viszeralfettlevel messen.
Welcher Körperfettanteil „normal“, bzw. als empfehlenswert gilt, hängt von verschiedenen Faktoren, wie Alter, Geschlecht und Körperbau. So steigt der Körperfettanteil mit zunehmendem Alter an, während der Muskelanteil schwindet. Auch haben Männer einen durchschnittlich niedrigeren Körperfettanteil als Frauen.
Die folgende Tabelle zeigt eine Klassifikation des Körperfettanteils nach Altersklassen:
Tabelle: Klassifikation des Körperfettanteils nach Altersklassen |
||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Alter | ||||||||
niedrig | normal | hoch | sehr hoch | niedrig | normal | hoch | sehr hoch | |
20 bis 39 | < 21 % | 21-33 % | 33-39 % | ≥ 39 % | < 8 % | 8-20 % | 20-25 % | ≥ 25 % |
40 bis 59 | < 23 % | 23-34 % | 34-40 % | ≥ 40 % | < 11 % | 11-22 % | 22-28 % | ≥ 28 % |
60 bis 79 | < 24 % | 24-36 % | 36-42 % | ≥ 42 % | < 13 % | 13-25 % | 25-30 % | ≥ 30 % |
Als gesund gilt grundsätzlich ein Körperfettanteil von unter 30 Prozent bei Frauen, wobei unter 25 Prozent als erstrebenswert gelten. Bei Männern sollte der Anteil an Körperfett i.d.R. 25 Prozent, besser 20 Prozent, nicht übersteigen.
Allerdings spielt das Alter eine wichtige Rolle, da der Körperfettanteil mit den Lebensjahren ansteigt. So haben junge Männer um die 20 Jahre noch einen durchschnittlichen Körperfettanteil von 18 Prozent, junge Frauen einen Anteil von 25 Prozent. Mit 45 Jahren liegt er bei Männern im Durchschnitt zwischen 22 und 24 Prozent, bei Frauen bei etwa rund 30 Prozent.
Der Körperfettanteil sollte möglichst nicht im erhöhten Bereich liegen, da er ebenso, wie Übergewicht und Bauchfett ein Gesundheitsrisiko darstellen kann. Da man den Körperfettanteil im Vergleich zum Übergewicht mit bloßem Auge nicht erkennen kann, ist es zur Beurteilung des Körpergewichts sinnvoll, den Körperfettanteil, bzw. die Körperzusammensetzung in regelmäßigen Abständen zu prüfen.
Insbesondere die Anteile an Muskelmasse und Fettpolstern sind für die Beurteilung des wünschenswerten Körpergewichts von Bedeutung. Denn: Muskeln wiegen mehr als Fett.
Für viele Menschen zählt alleine das Ergebnis auf der Waage. Meistens gilt: Je niedriger, umso besser. Gerade Abnehmwillige freuen sich über einen schnellen Gewichtsverlust in Rekordzeit, ohne dabei zu hinterfragen, was sie da eigentlich abgenommen haben.
Doch gerade Diäten führen zu einem relativen Anstieg des Körperfettanteils. Denn zunächst verliert der Körper Wasser. Wird nicht mit entsprechender Ernährung und Sport vorgebeugt, wird später sogar das wertvolle Muskelgewebe angezapft. Der Körperfettanteil bleibt bei Radikaldiäten nahezu unberührt.
Die Folge: Man verliert zwar an Gewicht, doch der Körperfettanteil kann in Relation zu Gesamtgewicht und Muskelmasse sogar steigen. Im Vergleich zum Muskelgewebe verbraucht Fettgewebe aber weniger Kalorien, sodass der Grundumsatz sinkt und der Stoffwechsel nur noch auf Sparflamme läuft.
Kein Wunder daher, dass die meisten Personen nach kurzweiligen Diäten wieder zunehmen (Jojo-Effekt). Wer anstelle seines Körperfetts das Muskelgewebe aufs Spiel setzt, hungert sich zwar Gewicht, dafür aber auch die körpereigenen Fettverbrennungsöfen herunter.
Der Gewichtsverlust sollte daher nur ein zweitrangiges Ziel einer Diät sein und der Abbau von Körperfett, sowie der Aufbau von Muskelmasse im Vordergrund stehen. Ansonsten wird man zwar sein Wunschgewicht erreichen, aber zu einem hohen Preis.
Denn um das Gewicht auch halten zu können, muss die Kalorienzufuhr dauerhaft reduziert werden. Es entwickelt sich ein Teufelskreis, bei dem der Körperfettanteil aus Kosten der Muskelmasse zunehmend steigt. Dauerdiät und Unterversorgung an lebenswichtigen Nährstoffen sind die Folge.
Warum also nicht gleich, zu einer gesunden, ausgewogenen Ernährung greifen und nebenbei fleißig Sport treiben, um mehr fettvernichtende Muskulatur aufzubauen? Ohne Bewegung ist jede Diät zum Scheitern verurteilt.
Wer hingegen in regelmäßiges Muskelaufbautraining investiert, beugt nicht nur dem Abbau von Muskelmasse vor, sondern wird automatisch (auch im Ruhezustand) mehr Kalorien und Fett verbrennen.
Das „richtige“ Gewicht gibt es nicht
Betrachtet man die Schönheitsideale der vergangenen Epochen, so stellt man fest, dass das Ideal von einem attraktiven Körperbild von Epoche zu Epoche unterschiedlich war.
In der Antike durfte der ideale Körper weder zu dick noch zu dünn sein. Hier galt das gesunde Mittelmaß als schön. Ideale Frauenfiguren hatten eine kleine, feste Oberweite und ein kräftiges Becken. Damals galt Aphrodite, die antike Göttin der Liebe, als die Verkörperung des Schönheitsideals ihrer Zeit. Für Männer galt ein athletischer Körper nach dem Vorbild von Adonis als erstrebenswert. .
Im Mittelalter wurden bei Frauen eher schlanke, jugendliche Formen bevorzugt. Das männliche Schönheitsideal mit breiten Schultern und muskulösen Arme hat sich seit der Antike kaum gewandelt.
In der Renaissance galt dann das wohlbeleibte „Vollweib“ mit starken Hüften und leichtem Doppelkinn als attraktiv. Auch im Barock stehen üppige Formen hoch im Kurs, darauf geht auch die Bezeichnung „Rubensfrau“ zurück.
Mit Beginn der Neuzeit Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die Frauen in ein Korsett gezwungen. Jetzt war die Sanduhrform das begehrte Zeichen der Weiblichkeit. Zu Zeiten des viktorianischen Bürgertums im 19. Jahrhundert war Körperfülle wieder „In“, galt sie doch als Zeichen des Wohlstands. Allerdings wurden in einigen Kreisen auch im viktorianischen Zeitalter bereits Diäten betrieben – Und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Allerdings ist das heutige Schönheitsideal etwas differenzierter. Für die einen gelten Modelmaße als attraktiv, die anderen trainieren für einen athletischen, durchtrainierten Körper.
Man kann sagen, dass die Schönheitsideale so verschiedenen sind, wie die Lebensstile in der Gesellschaft. Dennoch gilt in Zeiten des Nahrungsmittelüberflusses ein schlankes Körperbild als das vorherrschende Ideal. Übergewichtige Personen haben es daher häufig mit Beleidigungen, Vorurteilen und Diskriminierung zu tun.
Nicht in Gewichts-Schemata pressen lassen!
Ich halte es für gefährlich, sich bei seinem Körpergewicht auf eine bestimmte Zahl zu fixieren oder unrealistischen Idealvorstellungen nachzueifern. Zum Einen sagt das Gewicht alleine noch wenig über den gesundheitlichen Zustand aus, zum Anderen können starre ein ungesundes Essverhalten und sogar Essstörungen begünstigen.
Anstatt sich an Models, Stars, Freunden oder Bekannten zu orientieren, sollte jeder auf sich selbst schauen. DAS ideale Gewicht gibt es nicht. Daher muss niemand krampfhaft versuchen, ein bestimmtes Idealgewicht zu erreichen.
Der BMI gibt zwar einen gewissen Schwankungsbereich vor, doch auch dieser ist nur begrenzt aussagefähig. So muss Übergewicht nicht automatisch auch Fettleibigkeit bedeuten, ebenso wie Untergewicht nicht zwangsläufig auf eine Essstörung hinweist.
Für Sportler oder Menschen mit Essstörungen ist der BMI kein aussagekräftiges Kennzeichen. Erst das Zusammenspiel aus Körpergewicht, BMI, Bauchumfang, eventuell auch Taille-Hüft-Quotienten, etc. erlaubt eine relativ aussagekräftige Beurteilung des Körpergewichts.
Was man definitiv vermeiden sollte, ist allein das Ergebnis auf der Waage als Kriterium heranzuziehen. Herkömmliche Personenwaagen können nur Auskunft über das Gesamtkörpergewicht geben, nicht aber über die Körperzusammensetzung, bzw. Wasser-, Fett- und Muskelanteil. Körperfettwaagen oder Körperanalysegeräte liefern da wesentlich mehr Daten, sodass eine umfassendere Gewichtsbeurteilung erfolgen kann.
Zudem gilt es zu bedenken, dass auch hormonellen Schwankungen, Wassereinlagerungen, sowie Darm- und Blaseninhalt Auswirkungen auf das Körpergewicht haben. Gewichtsschwankungen sind daher normal. Wer sich täglich wiegt und jedes Mal eine exakte Zahl erwartet, wird i.d.R. enttäuscht.
Fazit: Die Gesundheit hat mehr Gewicht
Das Körpergewicht ist nicht das Maß der Dinge, die Gesundheit aber schon. Fakt ist, dass mit krankhaftem Übergewicht und Adipositas (BMI > 30) das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und das Metabolische Symptom steigt.
Präadipositas, bzw. leichtes Übergewicht (BMI zwischen 25 bis 29,9) hingegen muss kein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko darstellen. Im Gegenteil: Untersuchungen ergaben, dass „Übergewichtige“ dieser BMI-Kategorie sogar eine höhere Lebenserwartung haben, als sog. „Normalgewichtige“.
In Deutschland sind die Hälfte der Frauen (53 Prozent) und sogar zwei Drittel der Männer (67 Prozent) übergewichtig. Insofern ist man mit ein paar Fettpölsterchen zu viel auf den Hüften nicht alleine. Wer gesund ist und sich trotz leichtem Übergewicht wohl in seiner Haut fühlt, muss nicht zwangsläufig Gegenmaßnahmen ergreifen.
Allerdings sind auch 24 Prozent der Frauen und 23 Prozent der Männer in Deutschland adipös, also stark übergewichtig. Bei starker Adipositas kann man kaum mehr von einem Wohlfühlgewicht sprechen. Bei Fettsucht handelt es sich um eine Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit, die durch krankhafte Auswirkungen gekennzeichnet ist und daher auch behandelt werden sollte.
Grundsätzlich entscheidend für das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ist jedoch nicht der BMI, sondern das Fettverteilungsmuster und insbesondere das Bauchfett.
Die Frage „Zu schwer oder zu leicht?“ lässt sich nicht mit einer simplen Formel beantworten. Zwar gibt es einige objektive Maßstäbe, das Idealgewicht hängt jedoch vom persönlichen Wohlfühlgewicht, sowie gesundheitlichen Faktoren ab.
Einige Menschen fühlen sich mit leichtem Übergewicht am wohlsten, bewegen sich regelmäßig und sind fit. Andere investieren womöglich mehr Zeit in ihre Ernährung und das Training, um ihrer Vorstellung vom perfekten Körper möglichst nahe zu kommen. Wiederum andere sind womöglich laut BMI untergewichtig, sind aber weder essgestört, noch fühlen sie sich krank.
Alle genannten Varianten sind völlig ok und zeigen, dass das individuelle Wohlfühlgewicht ein komplexes Thema ist. Es hängt zum Einen vom eigenen Bild eines attraktiven Äußeren, zum Anderen natürlich vom persönlichen Wohlbefinden, sowie weiteren Faktoren, wie Gesundheit und Leistungsfähigkeit ab.
Wer sich übergewichtig fühlt und ein paar Pfunde verlieren möchte, kann mit einer Ernährungsumstellung und intensivem Sporttraining Gegenmaßnahmen ergreifen. Wer hingegen leichtes Übergewicht hat und sich gesund und leistungsfähig fühlt, muss nicht krankhaft einem Idealwert hinterherlaufen.
In der Regel kann man (wenn man ehrlich zu sich selbst ist) relativ gut abschätzen, ob das eigene Körpergewicht in einem gesunden Bereich liegt. Satt der Waage hilft hier auch der Griff zum Maßband – Denn der Bauchumfang ist einer der besten Indikatoren. Auch ein ärztlicher Check liefert wertvolle Informationen über Blutfettwerte und den Gesundheitszustand.
Mein Tipp: Anstatt den Tag vom Ergebnis auf der Waage abhängig zu machen, besser regelmäßig Sport treiben, gesund essen und das Leben genießen! So wird die Idealvorstellung von einem Wunschgewicht schnell zur Nebensache. Wer es schafft, sein Ernährungs- und Bewegungsverhalten dauerhaft umzustellen, wird auch am eigenen Körper schnell erste Erfolge spüren!
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