Bestimmt hat schon jeder einmal vom sogenannten Säure-Basen Haushalt und dem damit verbundenen Begriff „Übersäuerung“ gehört. Ungesunde Ernährung, Stress und Bewegungsmangel können in unserer schnelllebigen Gesellschaft schnell zu einer Übersäuerung des Körpers führen. Viele Menschen haben mit den Folgen eines unausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt zu kämpfen – Oftmals ohne zu wissen, dass überhaupt eine Übersäuerung dahinter steckt.
Doch was hat es mit Säuren und Basen im Körper auf sich? Wie gerät der Säure-Basen Haushalt in Schieflage? Wie äußert sich eine Übersäuerung des Körpers und wie wird sie behandelt? Und kann man einer Übersäuerung auch präventiv vorbeugen?
Der Säure-Basen-Haushalt
Der Säure-Basen-Haushalt ist ein komplexer Regelmechanismus des Körpers, mit dem Ziel, den Ablauf notwendiger Stoffwechselvorgänge bei einem neutralen pH-Wert von 7,4 (±0,05) im Blut aufrecht zu erhalten. Durch die Nahrungsaufnahme kommt es häufig zu Schwankungen im Säure-Basen-Haushalt, da einige Lebensmittel mehr säureproduzierende Anteile und andere mehr basisch wirkende Anteile enthalten.
Der Körper ist stets bemüht, das Säure-Basen-Gleichgewicht zu regulieren, da er beim pH-Wert nur geringe Schwankungen zwischen 7,35 und 7,45 toleriert. Bei der Wiederherstellung des Gleichgewichts sind verschiedene Puffereigenschaften des Blutes und der Gewebe, der Gasaustausch in der Lunge und der Ausscheidungsmechanismen der Niere beteiligt.
Sind die Pufferkapazitäten gegen Säuren erschöpft, kommt es zu einer Ansammlung von zu viel sauren Stoffwechselprodukten im Blut und der Säure-Basen-Haushalt gerät in Schieflage. Sinkt der pH-Wert des Blutes dann unterhalb von 7,35 spricht man von Übersäuerung (Azidose).
Übersäuerung: Ursachen und Symptome
Es gibt verschiedene Ursachen für Übersäuerung und demnach auch unterschiedliche Arten der Azidose, die entweder atmungsbedingt oder stoffwechselbedingt sind. Je nach Ursache, warum das Säure-Basen-Gleichgewicht gestört ist, kann sich eine Übersäuerung des Körpers durch verschiedene Symptome äußern.
Die häufiger auftretende atmungsbedingte Übersäuerung (respiratorische Azidose) entsteht immer durch eine verminderte Atmung (Hypoventilation), die zu einer Unterversorgung des Körpergewebes mit Sauerstoff führen. Mögliche Ursachen für diese Art der Übersäuerung sind Lungenerkrankungen, eine Lähmung des Atemzentrums im Gehirn oder Rippenbrüche, die zu Atemeinschränkungen führen.
Eine atmungsbedingte Übersäuerung äußert sich in ausgeprägten Fällen durch blaue Lippen, Atemnot und kann sogar zum Tod führen. Auch können Symptome, wie Schwächegefühl, Desorientierung, bis hin zum Koma auftreten. Da die Nieren versuchen, die Übersäuerung im Körper auszugleichen, kommt es oftmals auch zu einer vermehrten Wasserausscheidung.
Bei der seltener auftretenden, stoffwechselbedingten metabolischen Azidose kommt es zu einer Ansammlung von zu viel sauren Stoffwechselprodukten im Blut. Die Puffersysteme sind überlastet und so kommt es zu einem schlagartigen Absinken des pH-Wertes, der lebensbedrohlich sein kann. Da der Körper dann versucht, mehr saures Kohlendioxid auszuatmen, kommt es zu einer verstärkten, ungewöhnlich tiefen Atmung (sog. Kußmaulatmung).
Ursachen können z.B. eine entgleiste Zuckererkrankung oder eine chronische Nierenerkrankung sein. Ist Diabetes mellitus die Ursache für die Übersäuerung, kann der Atem des Betroffenen außerdem nach Azeton riechen.
Eine Ursache für die metabolische Azidose ist der Anstieg der Konzentration von sauren Stoffwechselprodukten (z.B. aufgrund von Sauerstoff- und Insulinmangel), der zu einer Übersäuerung im Gewebe (Gewebeazidose) führen kann. Sie tritt häufig bei Schock, Herzstillstand, diabetischem Koma und schweren Durchblutungsstörungen, ist aber vorübergehend und ohne Krankheitswert auch nach anaerober körperlicher Maximal-Belastung in der Muskulatur zu beobachten. Auch ein anhaltender Hungerzustand, Vergiftungen und Alkoholismus können zu einer vermehrten Säurenbildung im Körper führen oder als dem Körper zu viel Säure von außen zuführen.
Weitere Ursachen für Übersäuerung sind z.B. Nierenversagen, da der Körper dann zu wenig Säuren über die Nieren ausscheidet. Auf der anderen Seite können auch lang anhaltender Durchfall und die Einnahme harntreibender Mittel zu einer vermehrten Basenausscheidung führen und ebenfalls einer Übersäuerung begünstigen.
Jede akute Übersäuerung des Körpers wirkt sich zudem auf das Herz und die Blutgefäße aus. Die Herzleistung sinkt und die peripheren, bzw. von der Körpermitte entfernten Gefäße werden erweitert. Mögliche Folgen sind ein niedriger Blutdruck, Herz-Rhythmus-Störungen und in akuten Fällen sogar schwere Bewusstlosigkeit.
Übersäuerung: Diagnose und Therapie
Eine akute Übersäuerung kann mithilfe einer Blutgasanalyse festgestellt werden. Dabei werden der pH-Wert und der Säure-Basen-Haushalt des Blutes, sowie die Gasverteilung von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid ermittelt. Anhand der Messwerte für Bikarbonat und den Kohlenstoffdioxid-Partialdruck (PCO2)im Blut kann dann erkannt werden, ob es sich um eine atmungsbedingte Übersäuerung (respiratorische Azidose) oder eine stoffwechselbedingte Übersäuerung (metabolische Azidose) handelt.
Eine atmungsbedingte Übersäuerung erkennt man an einem erhöhten PCO2-Wert, während niedrige Bikarbonatwerte auf eine stoffwechselbedingte Übersäuerung hinweisen.
Bei Verdacht auf eine chronische Übersäuerung des Gewebes für die Diagnose außerdem auch Teststreifen zum Einsatz, mit denen man den pH-Wert im Urin messen kann.
Wird eine akute Übersäuerung diagnostiziert, zielt die Therapie zum Einen darauf ab, die Ursache für den Säureüberschuss im Körper zu beseitigen. Zum Anderen wird durch sofortige therapeutische Maßnahmen versucht, die akuten Symptome der Übersäuerung zu behandeln.
Bei der atmungsbedingten Übersäuerung versucht man, die Atemfrequenz zu steigern, um die Abatmung von saurem Kohlendioxid zu erhöhen. In schweren Fällen ist sogar eine Beatmung erforderlich. Eine stoffwechselbedingte Übersäuerung, bei der eine zu hohe Konzentration saurer Stoffwechselprodukte im Blut vorherrscht, ist eine Therapie nötig, sobald der pH-Wert des Blutes unter 7,15 fällt. Hydrogencarbonat, bzw. Bikarbonat ist ein geeignetes Mittel zur Behandlung einer metabolische Azidose. Bei ungestörter Atmungsfunktion kann z.B. durch Bikarbonat-Infusion versucht werden, die Abatmung von Kohlendioxid über die Lunge zu steigern.
Auch werden Bikarbonat-Tabletten eingesetzt, um die natürlichen Puffersysteme des Körpers zu unterstützen und das Säure-Basen-Gleichgewicht auszubalancieren.
Je nach Grunderkrankung, die zur metabolischen Übersäuerung geführt hat, werden auch andere Therapien angewendet, wenn man die akuten Symptome dadurch verbessern kann. Ist man z.B. Diabetiker, wird häufig eine Insulin-Behandlung durchgeführt, bei chronisch Nierenkranken kann zur Therapie einer durch die Nierenkrankheit verursachten stoffwechselbedingten Übersäuerung auch eine Dialyse erforderlich sein.
Folgen chronischer Übersäuerung
Nicht immer muss eine Übersäuerung des Körpers mit Grunderkrankungen, wie Diabetes mellitus oder Nierenerkrankungen verbunden und in ihrer Form akut sein. Oftmals sind die Symptome einer chronischen Übersäuerung eher unterschwellig und wenig alarmierend, weshalb sie auch häufig verharmlost oder fehlgedeutet werden. Werden nicht rechtzeitig Maßnahmen gegen den Säureüberschuss im Körper ergriffen, um den entgleisten Säure-Basen-Haushalt wieder auszugleichen, kommt es aufgrund der pausenlos verstärkten Pufferarbeit des Organismus zu einer Erschöpfung körperlicher Reserven.
Typische Anzeichen einer chronischen Übersäuerung sind u.a. Müdigkeit, Energielosigkeit, Nervosität, innere Unruhe, Stress und geringere Belastbarkeit. Auch kann es zu Muskel- und Gelenkbeschwerden kommen, da eine Übersäuerung die Zellteilung und damit auch die Regenerationsfähigkeit im Gewebe hemmt. Auch lösen sich bei anhaltender Azidose vermehrt Mineralsalze und Phosphate aus den Knochen, um die Säuren zu neutralisieren. Wird eine chronische Übersäuerung nicht rechtzeitig erkannt, kann dies auf Dauer zu Myogelosen (Muskelverhärtungen), Fibromyalgie (Faser-Muskel-Schmerz), Osteoporose (Knochenschwund), Rheumatischer Arthritis und Gicht führen.
Ebenso kann es zu einer vermehrten Zwischenlagerung von Stoffwechselprodukten im Bindegewebe kommen. Die Spannkraft von Haut und Bindegewebe lässt nach, was die Falten und Cellulitis begünstigen kann. Auch werden durch eine chronische Übersäuerung viele weitere Erkrankungen, wie Allergien, Arteriosklerose (Arterienverkalkung), Diabetes, koronare Herzkrankheit, Magen-Darm-Geschwüre, Migräne, Neurodermitis und Nierensteine begünstigt.
Übersäuerung durch ungesunden Lebenswandel
Auch ein ungesunder Lebenswandel kann zu einer latenten, über Jahre anhaltenden Übersäuerung führen. Hauptursachen sind insbesondere ein Übergewicht an Säure spendenden Nahrungsmitteln, Bewegungsmangel, sowie Alkohol- und Nikotinkonsum.
Um einer Übersäuerung des Körpers vorzubeugen, ist es ratsam präventiv vorzugehen, indem man frühzeitig und konsequent möglichen Auslöser einer Übersäuerung vorbeugt. Eine wichtige Rolle dabei spielt die Ernährung. Ist diese gesunde und ausgewogenen, sind die körpereigenen Puffersysteme durchaus in der Lage, den Säure-Basen-Spiegel im Blut und Gewebe konstant halten.
Eine einseitige Ernährungsweise mit vielen säurebildenden Lebensmitteln, kann die Regelmechanismen des Körpers jedoch überfordern. Zu den Nahrungsmitteln, die eine Übersäuerung fördern gehören z.B. tierische Eiweiße, wie Fleisch- und Wurstwaren, Fisch, Eier, Milch- und Milchprodukte, Sojaprodukte, Hülsenfrüchte, Teig- und Backwaren, sowie Zucker und Süßigkeiten und gehärtete Fette. Auch synthetische Zusatzstoffe in Lebensmitteln, wie Farb- und Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker (Glutamat) und Süßstoffe können zu einer Übersäuerung führen.
Zur Behandlung einer Übersäuerung ist es auf langfristige Sicht ratsam, die Ernährung umzustellen. Ebenso, wie es Lebensmittel gibt, die eine Übersäuerung des Körpers fördern, gibt es auch Basen spendende Lebensmittel, wie Obst, Gemüse, Salate, Kräuter und Kartoffeln, die man vermehrt in den Ernährungsplan einbauen sollte.
Auch ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (etwa 2 Liter pro Tag) zu achten. Ideal sind stilles Wasser oder ungesüßter Tee, Vorsicht ist bei kohlensäurehaltigem Mineralwasser, Cola und anderen Softdrinks, sowie Kaffee und vor allem Alkohol geboten. Alkoholische Getränke sollten nur in Maßen getrunken werden, ebenso sollte man auf Nikotin am besten vollständig verzichten.
Neben einer gesunden Ernährung sind Sport und Bewegung ein weiterer Schlüssel zur Behandlung und Vorbeugung einer Übersäuerung. Durch die verstärkte Atmung bei körperlicher Aktivität wird die Abatmung von Kohlensäure gefördert und der Säurespiegel reduziert. Auch wird beim Sport mehr saurer Schweiß abgesondert.
Mehr Alltagsbewegung und regelmäßiger Sport in Kombination mit einer ausgewogenen Ernährungsweise ist ideal, um einer Übersäuerung vorzubeugen. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Reduzierung von Stress, z.B. durch ausreichend Schlaf, Erholungsphasen im Alltag, Massagen, Yoga etc., um Ängste, Sorgen, Ärger und negative Gedanken auszugleichen.
M.Schober meint
Liebe Alicia
Ich bin Margaritha und habe einige gesundheitliche Probleme. Durch einen Unfall auf Kopf u Rücken , eine angeborene Hüftkrankeit habe ich wenig Bewegung. Es kamen dann noch Unterleib und Magenkrebs. Schilddrüsenprobleme usw. dazu. Ohne Magen ist es mir überhaupt nicht möglich ,normal zu essen. Kann Nacht’s nicht schlafen, so schlafe ich am Nachmittag. Es spielen noch viele Faktoren mit: keine Rohkost, Milchproduktr ect. Vor allem wenig Bewegung! Hast Du mir ev einen Tipp, wie ich etwas verbessern kann? Im Voraus ganz lieben Dank Margaritha
Alicia meint
Hallo liebe Margaritha,
vielen Dank für deinen Kommentar und deine Geschichte.
Da ich keine Ärztin bin, kann und möchte ich dir an dieser Stelle keine Tipps geben. Aufgrund der vorliegenden Erkrankungen solltest du dich am besten an einen Arzt wenden. Dieser kann dir sicherlich Tipps und Empfehlungen geben.
Ich wünsche dir alles Gute!
Liebe Grüße,
Alicia