Jeder möchte gesund sein. Im Jahr 2010 gaben die privaten Haushalte 70,29 Milliarden Euro für Gesundheitspflege aus. Das sind 20,82 Milliarden mehr, als noch 2001.
Gesundheit hat in unserer heutigen Gesellschaft einen hohen persönlichen und gesellschaftlichen Wert. So gibt es unzählige Gesundheits-Ratgeber, sowie Medikamente und Präparate mit scheinbar positiven gesundheitlichen Effekten, die den Wunsch nach Gesundheit aufgreifen.
Denn die Gesundheit hat eine starke Auswirkung auf die Lebensqualität. Oft erkennt man den hohen Wert der Gesundheit erst dann, wenn man selbst von einer Krankheit, ob physischer oder psychischer Natur, betroffen ist. Vor allem ältere Menschen, die selbst mit (altersbedingten) Gesundheitsbeschwerden und Krankheiten zu kämpfen hatten und noch haben, werden sich in Betracht des sich nähernde Lebensendes der Einschränkungen bewusst, die mit dem Verlust der Gesundheit einhergehen.
Gesundheit: Definition der WHO
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die wohl bekannteste Definition von Gesundheit geliefert. Die Gesundheit des Menschen ist nach ihrer Definition von 1946:
„ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“
(„Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity.“)
Im Jahre 1988 wurde Gesundheit laut WHO zudem definiert als:
„Fähigkeit des Individuums, die eigenen Gesundheitspotenziale auszuschöpfen und auf die Herausforderungen der Umwelt zu reagieren“
Gesundheit bedeutet demnach nicht bloß, nicht krank zu sein. Sie setzt neben der physischen und psychischen Funktionsfähigkeit eines Menschen auch persönliches Wohlbefinden voraus.
Es gibt jedoch auch zahlreiche weitere Definitionen von Gesundheit, welche in ihrer Gesamtheit zu einem umfassendes Verständnis dieses schwer definierbaren Begriffs beitragen:
Weitere Definitionen von Gesundheit
Der Philosoph Friedrich Nietzsche definierte Gesundheit als:
„dasjenige Maß an Krankheit, das es mir noch erlaubt, meinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen.“
Durch seine Definition wird deutlich, dass die Beweglichkeit und Uneingeschränktheit im Alltag für das Gesundheitsempfinden eine wesentliche Rolle spielt. Solange man durch Krankheiten nicht daran gehindert wird, gewünschten Tätigkeiten nachzugehen, fühlt man sich auch nicht krank.
Die Definition des Medizinsoziologen Talcott Parsons für Gesundheit lautete:
„Gesundheit ist ein Zustand optimaler Leistungsfähigkeit eines Individuums, für die wirksame Erfüllung der Rollen und Aufgaben für die es sozialisiert worden ist.
Auch er machte, ähnlich wie Friedrich Nietzsche deutlich, dass Gesundheit auch die wirksame Erfüllung der gesellschaftlichen Position und der damit verbundenen Aufgaben bedeutet. Wer gesund ist, verfügt über optimale Leistungsfähigkeit und kann seiner Rolle in der Gesellschaft ohne Einschränkungen nachgehen.
Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie definierte Gesundheit im Jahre 1997 wie folgt:
„Gesundheit wird als mehrdimensionales Phänomen verstanden und reicht über den „Zustand der Abwesenheit von Krankheit“ hinaus.“
Mit dieser Definition wird deutlich, dass Gesundheit kein empirisch messbarer Wert ist. Der Begriff „Phänomen“ trifft es sehr gut, da Gesundheit sich sowohl aus körperlichen, seelischen, geistigen, aber auch aus materiellen Faktoren zusammensetzt. Gleichzeitig ist das Empfinden von Gesundheit höchst individuell.
Eine weitere Definition für Gesundheit von 1992 stammt von der deutschen Pflegewissenschaftlerin Monika Krohwinkel:
„Krankheit und Gesundheit sind ‚dynamische Prozesse‘, die für die Pflege als Fähigkeiten und Defizite erkennbar sind.“
Damit machte auch Monika Krohwinkel deutlich, dass es sich sowohl bei Gesundheit, aber auch bei Krankheit um keine statischen messbaren Werte handelt. Zudem identifizierte sie Wohlbefinden und Unabhängigkeit als subjektiv empfundene Bestandteile der Gesundheit.
Eine weitere Definition für Gesundheit aus dem Bereich der Pflege stammt aus den Jahren 1997/2004 von Reinhard Lay:
„Gesundheit bedeutet eine zufriedenstellende Entfaltung von Selbstständigkeit und Wohlbefinden in den Aktivitäten des Lebens.“
Lays Definition stellt den Stellenwert der Unabhängigkeit in den Vordergrund. Sich im Alltagsgeschehen ohne Hilfe uneingeschränkt bewegen und entfalten zu können ist demnach ein wichtiger Faktor für Gesundheit. Für viele Menschen setzt Gesundheit voraus, den Alltag selbstständig meistern und den Alltagsaktivitäten ohne Einschränkungen nachgehen zu können. Denn sowohl viele psychische, als auch physische Erkrankungen binden Betroffene oftmals ans Bett und schränken die Lebensqualität und Beweglichkeit stark ein.
Der Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswissenschaftler Klaus Hurrelmann führte 1997 eine weitere Definition für Gesundheit ein. Demnach ist Gesundheit ein:
„Zustand des objektiven und subjektiven Befindens einer Person, der gegeben ist, wenn diese Person sich in den physischen, psychischen und sozialen Bereichen ihrer Entwicklung im Einklang mit den eigenen Möglichkeiten und Zielvorstellungen und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen befindet.“
Laut der Definition von Hurrelmann bedeutet Gesundheit, die eigenen Möglichkeiten und Zielvorstellungen im Rahmen der äußeren Lebensbedingungen tatsächlich verwirklichen zu können.
Bernhard Badura und Thomas Hellmann definierten Gesundheit im Jahre 2002 mit folgenden Worten:
„Gesundheit ist eine Fähigkeit zur Problemlösung und Gefühlsregulierung, durch die ein positives seelisches und körperliches Befinden – insbesondere ein positives Selbstwertgefühl – und ein unterstützendes Netzwerk sozialer Beziehungen erhalten oder wieder hergestellt wird.“
Die Definition von Badura/Hellmann unterstreicht die gesundheitliche Funktion der Selbstregulierung. Positive, aber vor allem negative Einflüsse und Erfahrungen können bei Gesundheit so verarbeitet werden, dass ein ein körperliches, seelisches und geistiges Wohlbefinden wiederhergestellt ist und der Mensch keinen Schaden nimmt. Faktoren wie Selbstachtung, Selbstwert und soziale Kontakte sind definitionsgemäß ebenfalls Voraussetzungen für Gesundheit.
Zum Schluss noch eine Definition nach I. Seiffge-Krenke aus der Entwicklungspsychologie. Diese beschäftigt sich mit dem Gesundheitsbegriff aus Sicht von Kindern und Jugendlichen. Denn Kinder und Jugendliche nehmen diesen Begriff häufig abstrakt war und sehen Gesundheit als negative Abgrenzung zu Krankheit. Dabei wird Gesundheit auch schon im Kindes- und Jugendalter nicht nur durch körperliche, sondern auch durch seelische Unversehrheit (frei von Kummer und Sorgen zu sein) definiert.
Zusammenfassend kann man sagen, dass bei der Definition von Gesundheit die Faktoren Selbstständigkeit, Leistungsfähigkeit und Selbstwertgefühl eine wesentliche Rolle spielen. Sie sind jedoch nur einige Bestandteile dieses Begriffs, dessen zahlreiche Definitionen deutlich machen, dass er nicht erfassbar oder messbar ist.
Abgrenzung: Gesundheit und Krankheit
Gesundheit ist deutlich schwerer zu erläutern, als die Krankheit. Häufig wird Krankheit als das Gegenteil von Gesundheit definiert. Dies ist so aber nicht richtig. Gesundheit wird laut genannter Definition als ein Zustand vollkommenen Wohlbefindens definiert. Jedoch gibt es für mangelhafte Gesundheit, bzw. ein mangelndes Wohlbefinden auch noch andere Ursachen, als Krankheiten.
Beide Faktoren, sowohl Gesundheit, als auch Krankheit sind empirisch nicht messbar. Entsprechende Konzepte lassen sich ausschließlich anhand von körperlichen, psychischen und sozialen Symptomen erklären. Damit sind die Übergänge zwischen Gesundheit und Krankheit fließend.
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