Die seelische oder psychische Gesundheit eines Menschen hat viele Faktoren. Was es konkret bedeutet, psychisch gesund zu sein, lässt sich nicht für alle Menschen über einen Kamm scheren. Vielmehr ist es das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich bewertet oder gewichtet werden können.
Zu den psychischen Faktoren der Gesundheit zählen das physische, also körperliche Wohlergehen, Liebe, Geborgenheit und Verbundenheit durch soziale Kontakte (Partner, Freunde, Familie), Sicherheit (z.B. wirtschaftliche Sicherheit durch Arbeit) und auch Freiheit in der Lebensgestaltung (Beruf, Partner, Freizeit, Kreativität etc.).
Wie enstehen psychische Erkrankungen?
Ein Ungleichgewicht dieser Faktoren kann Konsequenzen auf die psychische Gesundheit haben. Meistens fällt es leichter, seelische Gesundheit zu definieren, indem man das Gegenteil, nämlich seelische Erkrankungen, betrachtet. Wobei hier, wie eingangs definiert gilt, dass seelische Gesundheit nicht bloß das Fernbleiben von seelischen Erkrankungen bedeuten muss.
Auch die Abgrenzung zwischen einem schlechten Tag oder einer kurzfristigen Stressphase und einer behandlungsbedürftigen seelischen Erkrankung sollte immer abgewägt werden. Denn schlechte Laune, Ärger und Stress kommen bei jedem Menschen mal vor. In solchen Fällen gerät die Balance der seelisch-geistigen Gesundheitsfaktoren schnell durcheinander. Deswegen muss man nicht gleich depressiv oder psychisch krank sein.
Jedoch kann gerade regelmäßige und anhaltende Überforderung, Belastung oder Anspannung zu seelischen Erkrankungen, wie Depressionen, führen. Faktoren, wie z.B. Stress und Überforderung im Job oder in der Freizeit sollten zwar nicht von Grund aus überschätzt, jedoch auch nicht unterschätzt werden.
Die Harmonie der seelischen Gesundheitskaktoren gerät unter Stress und Überforderung regelmäßig, bei einigen Menschen sogar täglich, durcheinander. Auch Druck, Auseinandersetzungen, Krankheiten, schwere Verluste, Streitigkeiten etc. macht jeder Mensch im Laufe seines Lebens durch.
Da regelmäßige Balancestörungen jedoch zu ernsthaften psychischen, aber auch körperlichen Erkrankungen führen können, ist die Wiederherstellung des Gleichgewichts unerlässlich. Für das psychische Wohlbefinden und die seelische Gesundheit ist ein ausgewogenes Verhältnis und ein ständiger Abgleich von Beruf und Familie, Arbeit und Freizeit, Anspannung und Entspannung, sowie Anforderungen und Freiräumen wichtig, um die entstandende Schieflage wieder auszugleichen.
Wer die Ursachen rechtzeitig erkennt und einen Weg findet, mit dem Stress umzugehen, indem er ihn reduziert oder einen Weg findet, der zu einer geringeren seelischen Belastung führt, kann schweren seelische Erkrankungen rechtzeitig vorbeugen. Denn seelisches Ungleichgewicht kann auch der körperlichen Gesundheit schaden, es schadet dem Immunsystem und zahlreiche psychische Erkrankungen, wie beispielsweise Essstörungen, können sogar lebensbedrohliche Konsequenzen haben.
Die häufigsten psychischen Erkrankungen
Leider gelingt vielen Menschen die Wiederherstellung der seelischen Balance nicht. Denn tatsächlich nimmt die Zahl seelischer Erkrankungen von Jahr zu Jahr zu. EU-weit stehen starke Depressionen mit 30,3 Millionen Fällen an der Spitze der psychischen Erkrankungen, gefolgt von spezifischen Phobien (22,7 Mio.) und somatoformen Störungen (20,4 Mio.). (Somatoforme Störungen sind körperliche Beschwerden, die sich allerdings nicht oder nicht hinreichend auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen.)
Obwohl Probleme zum täglichen Leben dazugehören, finden immer weniger Menschen einen Ausweg aus dieser Negativspirale. Depressionen, Angststörungen, sowie Alkohol- und andere Suchterkrankungen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in unserer Gesellschaft.
Nahezu jeder hat einen Bekannten, Freund oder Familienangehörigen, der unter einer psychischen Erkrankung zu leiden hat oder ist sogar selbst betroffen. Durch zunehmende und vor allem auch anhaltende Stresssituationen ist es für Betroffene schwieriger geworden, sich selbst aus ihrer Situation zu befreien.Denn Stress, Druck, Anspannung und auch Überforderungen stehen bei vielen Menschen mittlerweile an der Tagesordnung.
Neben dem individuellen und persönlichen Leiden sind auch die Folgen für die volkswirtschaftliche Belastung hoch. Laut einer DAK-Umfrage waren psychische Erkrankungen im Jahre 2010 auf Platz vier (12,10 Prozent) der Krankheitsarten nach Arbeitsunfähigkeitstagen. Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeitsdauer aufgrund von psychischen Erkrankungen lag im vergangenen Jahr bei Frauen bei rund 27 Tagen, bei Männern bei rund 29 Tagen.
Die Kosten, die psychische Erkrankungen für die weltweite Produktivität nach sich ziehen wurden lange unterschätzt. Doch paradoxerweise ist es gerade der Kostenfaktor, der in den vergangenen Jahren dazu geführt hat, dass psychische Erkrankungen als ernst und behandlungsbedürftig wahrgenommen werden. Auch viele Arbeitgeber bemühen sich mittlerweile stärker, ihren Mitarbeitern mehr Freiheit in der Arbeitsgestaltung zu bieten und sie dadurch zu entlasten.
Ernsthafte und behandlungsbedürftige psychische Krankheiten lassen sich mittlerweile gut therapieren. Entsprechende Hilfe, bzw. Therapien erhalten Betroffene, je nach Erkrankung, bei psychosozialen Beratungsstellen, Hausärzten, Psychotherapeuten oder in Ambulanzen und Krankenhäusern für psychisch Erkrankte.
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