Was kommt heute auf den Tisch? Diese Frage gilt es täglich zu beantworten. Ob Fast Food oder Selbstgekocht, ob Salat oder Schnitzel, ob im Supermarkt um die Ecke oder beim regionalen Bio-Bauern – die Ernährung ist und bleibt ein fester Bestandteil des Alltags und dient als Ausgangspunkt für Gemeinschaft und Gesundheit.
Aber wie isst Deutschland? Wie sind die Deutschen zur gesunden Lebensweise und dem Thema Ernährung eingestellt? Welche Trends und Entwicklungen zeichnen sich ab? Wo kaufen deutsche Verbraucher ein? Und wie informieren sie sich über Ernährung und Lebensmittel?
Diesen Fragen geht der Ernährungsreport 2016 nach. Grundlage ist eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa, welches im Oktober 2015 im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eine repräsentative Befragung von 1.000 Bundesbürgerinnen und Bürgern ab 14 Jahre durchgeführt hat.
Die Ergebnisse der Befragung zeigt der „BMEL-Ernährungsreport 2016: Deutschland, wie es isst„. Dabei wird auch mit Ernährungs-Mythen aufgeräumt.
Ernährungsmythen: Stimmts? Oder stimmt´s nicht?
Ernähren sich Frauen gesünder, als Männer? Sind Frauen die größeren Naschkatzen? Und lassen sich Singles meist vom Lieferdienst „bekochen“? Der Ernährungsreport 2016 kennt die Antworten auf diese und andere Ernährungsmythen:
Frauen ernähren sich gesünder: Ja
Bei 85 Prozent der Frauen kommen täglich Obst und Gemüse auf den Tisch. Bei Männern sind es nur 66 Prozent. Außerdem greifen 16 Prozent der Männer täglich zu Softdrinks (Frauen: 6 %). 37 Prozent der Männer schiebt sich auch gerne eine schnelle Tiefkühlpizza in den Ofen (Frauen: 27 %) und nascht häufiger vor dem Fernseher (42 Prozent der Männer, 33 Prozent der Frauen).
Frauen achten insgesamt stärker auf eine ausgewogene Ernährung. Ihnen gelingt das im Alltag auch häufiger als Männern (76 Prozent zu 62 %). Frauen bevorzugen frisch Zubereitetes und greifen seltener zu Tiefkühlpizzen oder anderen Fertigprodukten. Die gesündere Ernährung spiegelt sich auch in der Getränkauswahl wieder. Frauen trinken seltener Softdrinks, wie Cola und süße Limonaden.
Frauen naschen mehr als Männer: Nein
Der Anteil an Frauen und Männern, die jeden Tag etwas Süßes essen ist mit 22 Prozent und 21 Prozent ungefähr gleich.
Frauen sind die größeren Frustesser: Ja
32 Prozent der Frauen und damit deutlich mehr als Männer (15 %) geben an, öfter auch aus Frust zu essen.
Immer mehr Menschen verzichten auf Fleisch: Jein
Fleisch und Wurst stehen bei deutschen Verbrauchern immer noch hoch im Kurs. Bei vier von fünf Befragten (83 %) kommen mehrmals die Woche Fleischprodukte auf den Tisch. Besonders für Männer gehört Fleisch zum festen Bestandteil des Speiseplans. 47 Prozent der Männer isst täglich Fleisch und Wurst. Das sind mehr als doppelt so viele, wie Frauen (22 %).
Auch wenn der Veggy-Hype noch nicht abgeklungen ist: die Anzahl derer, die nie Fleisch oder Wurst essen, ist mit nur drei Prozent der Befragten recht niedrig. Dabei sind Frauen unter den Vegetariern mit sechs Prozent viel häufiger vertreten als Männer (1 %).
Jugendliche haben keinen Bezug zum Kochen: Jein
Die Mehrheit der jungen Erwachsenen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren (81 %) gibt an, sehr gerne zu kochen. Jedoch schwingen die unter 19-Jährigen noch sehr selten den Kochlöffel. 30 Prozent von ihnen kochen normalerweise gar nicht selbst.
Männer lieben Fleisch: Ja
Fleisch ist bei Männern weitaus beliebter, als bei Frauen. 47 Prozent der Männer isst täglich Fleisch, bei Frauen sind es nur 22 Prozent.
In Single-Haushalten kocht der Lieferdienst: Nein
Tatsächlich liegt der Anteil der Single-Haushalte, die angeben, in der Regel keine Speisen selbst zuzubereiten bei nur acht Prozent. In fast der Hälfte der Ein-Personen-Haushalte (46 %) wird mindestens zwei- bis dreimal pro Woche gekocht. Ein Drittel der Alleinlebenden kocht sogar jeden Tag.
Und auch der Rest Deutschlands kocht gerne.
Die Deutschen ernähren sich ungesund: Nein
Die meisten Befragten (44 %) schaffen es, sich im Alltag gesund und ausgewogen zu ernähren. 25 Prozent schaffen es immerhin „fast immer“. Nur 2 Prozent sagen, dass „nie“ eine gesunde, ausgewogene Ernährung einhalten.
Sind die Deutschen Kochmuffel?
Das kann man so nicht sagen. 77 Prozent der Befragten geben an, gerne zu kochen. Damit haben gut drei Viertel Spaß bei der eigenhändigen Zubereitung der Speisen. Nur 22 Prozent geben an, dass ihnen Kochen nicht so viel Freude macht.
Der Anteil der Kochbegeisterten verteilt sich über alle Altersgruppen und trifft auf Singles ebenso zu wie auf Familien. Dennoch ist die Kochlust bei einigen Gruppen besonders ausgeprägt. Dazu gehören junge Erwachsenen bis 29 Jahre (81 %), Frauen (80 %) und Großstädter (80 %).
Betrachtet man hingegen die Nichtköche, so sind die Männer hier klar in der Überzahl. 20 Prozent der Männer und damit jeder fünfte männliche Befragte gibt an, normalerweise gar nicht selbst zu kochen. Unter den Frauen sind es gerade mal vier Prozent.
Bis hier lässt sich zusammenfassen, dass die meisten Deutschen gerne kochen. Aber wie viele kochen denn tatsächlich? Hier klafft eine große Lücke. Denn währen 77 Prozent der Befragten angibt, gerne zu kochen, so kochen nur 41 Prozent tatsächlich. Frauen (51 %) und die über 60-Jährigen (50 %) stehen dabei überdurchschnittlich häufig am Herd.
22 Prozent der Befragten kocht hingegen höchstens einmal pro Woche selbst und davon die Hälfte (12 %) greift sogar nie zum Kochlöffel. Die folgende Tabelle zeigt an, wie häufig Frauen und Männer in Deutschland selbst kochen:
Wie oft kochen die Deutschen? |
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Kocht selbst... | |||
täglich | |||
zwei- bis dreimal pro Woche | |||
selten bis etwa einmal pro Woche | |||
eigentlich nie |
Damit lässt sich festhalten: Deutsche kochen gern, aber selten!
Auch interessant: der Beziehungsstatus scheint eine Auswirkung auf die Kochaktivität zu haben. Denn wo Menschen mit einem Partner zusammenleben, wird häufiger täglich gekocht (49 %) als in Fällen, wo jemand ohne Partner lebt (30 %).
Was ist das Lieblingsessen der Deutschen?
Currywurst, Spaghetti Bolognese, Schnitzel oder Döner – wohl jeder hat sein persönliches Lieblingsessen. Wie der BMEL-Ernährungsreport 2016 zeigt, muss es nicht immer fettig und fleischhaltig sein. Denn wer hätte gedacht, dass die unscheinbare Nudel des Deutschen lieb(st)es Schnitzel zu verdrängen vermag?
In der Tat zogen 35 Prozent der Befragten auf die Bitte, ohne jede Vorgabe drei Lieblingsgerichte zu nennen, Pasta gegenüber Fleischgerichten und Schnitzel vor. Damit belegen Nudelgerichte beim Lieblingsessen der Deutschen mit Abstand Platz 1.
Aber was wird außer Pasta außerdem noch besonders gerne gegessen? Die folgende Tabelle zeigt die Top 7 Lieblingsessen der Deutschen (Mehrfachnennungen waren möglich):
Top7 Lieblingsessen der Deutschen |
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(11 Prozent Schnitzel) |
Neben Spaghetti, Spätzle & Co. werden auch Gemüse- und Kartoffelgerichte (18 %), sowie Fischgerichte (16 %) gerne verzehrt. Überraschend: das Schnitzel muss sich mit nur 11 Prozent dem Salat mit 15 Prozent geschlagen geben,
Auch wenn Fleischgerichte unter dem Lieblingsessen der Deutschen mit nur 11 Prozent auf den abgeschlagenen Plätzen landen, so kommen bei immerhin 83 Prozent der Befragten mehrmals pro Woche Fleischprodukte auf den Tisch. 47 Prozent der Männer essen sogar mehrmals täglich Fleisch.
Mehr Unverträglichkeiten in großen Städten
Ob gegen Laktose, Fruktose oder Gluten – 12 Prozent der befragten Deutschen verzichten aufgrund von Unverträglichkeiten auf Produkte, die entsprechende Inhaltsstoffe enthalten. Dabei sind Frauen (14 %) nach eigenen Angaben häufiger betroffen, als Männer (10 %). Auch junge Erwachsene im Alter von 19 bis 29 Jahren liegen mit 19 Prozent über dem Durchschnitt.
Weitere Erkenntnis des BMEL-Ernährungreports 2016: Allergien und Unverträglichkeiten sind in großen Städten häufiger, als auf dem Land. Während der Anteil der Befragten in Orten mit 500.000 Einwohnern und mehr bei 16 Prozent liegt, sind es in Orten mit 20.000 bis unter 500.000 Einwohnern nur noch 13 Prozent und bei Orten bis unter 20.000 Einwohnern nur 9 Prozent.
Wer greift häufiger zu Light-Produkten?
Der Zusatz „light“ steht je nach Produkt für einen reduzierten Gehalt an als ungesund angesehenen Bestandteilen wie Fett, Zucker, Ethanol, Nikotin oder den Verzicht darauf. Der Begriff „light“ kann dementsprechend, fettarm, zuckerfrei, mit wenig Kohlensäure, mit wenig Koffein usw., aber auch energiereduziert (Lebensmittel mit geringerem physiologischem Brennwert) bedeuten.
Auch wenn viele Ernährungswissenschaftler mittlerweile bezweifeln , dass fett- und/oder zuckerarme Light-Produkte gesünder sind als herkömmliche (u.a. weil von ihnen aufgrund des „guten Gewissens“ oft höhere Mengen konsumiert werden), gibt ein Fünftel der Befragten (19 %) an, häufig zu Lightprodukten zu greifen.
Wer jetzt glaubt, dass hauptsächlich Frauen zu den „Light“-Konsumenten zählen, der irrt. Der Anteil der Frauen liegt mit 21 Prozent nur leicht über dem der Männer mit 18 Prozent. Besonders beliebt sind Light-Produkte bei Jugendlichen. Von den 14- bis 19-Jährigen isst jeder Vierte (24 %) häufig Produkte mit reduziertem Kalorien-, Zucker- und Fettgehalt.
Wer sind die größten Naschkatzen?
Am größten ist die Lust auf Süßes in der Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen, von denen 30 Prozent (mehrmals) täglich Süßigkeiten isst (durchschnittlich 22 Prozent aller Befragten).
Die Altersguppe der 19- bis 29-Jährigen, sowie die über 60-Jährigen verzichten hingegen eher auf Süßwaren. Nur 12 Prozent der Jüngeren bzw. 17 Prozent der Älteren greifen täglich bei Schokolade, Gummibärchen oder Keksen zu.
Kaum jemand bestellt Lebensmittel im Internet
Supermarkt, Discounter, Fachgeschäft, Wochenmarkt, Hofladen etc. – Einkaufsmöglichkeiten gibt es hierzulande viele. Und die Deutschen zeigen sich durchweg zufrieden mit der Vielfalt der Lebensmittelgeschäfte.
Sieben von zehn Befragten (68 %) geben an, alle gewünschten Einkaufsmöglichkeiten in erreichbarer Nähe zu finden. Aber wo kaufen deutsche Verbraucher bevorzugt ein? Eine steht fest: im Internet sicherlich nicht. Denn trotz des steigenden Angebots, nutzen im Moment durchschnittlich weniger als ein Prozent der Befragten die Möglichkeit, Lebensmittel im Internet zu bestellen und sich diese nach Hause liefern zu lassen. Damit bestellt kaum jemand Lebensmittel online.
Die meisten Befragten (59 %) tätigen einen Großteil bzw. fast den gesamten Einkauf im Supermarkt (Rewe, Edeka etc.). Etwa ein Drittel (35 %) geht zu Discountern, wie Aldi, Lidl oder Netto oder kauft in Lebensmittelfachgeschäften ein (34 %).
Der Supermarkt ist bei allen Altersgruppen die erste Anlaufstelle für Lebensmitteleinkäufe. Allerdings zeigt sich bei den über 60-Jährigen (45 %), dass diese am häufigsten in Fachgeschäften, auf Märkten oder direkt beim Bauern bzw. im Hofladen einkaufen. Auch Befragte aus kleineren Orten (46 %) geben häufiger an, den Großteil bzw. fast alle ihre Lebensmittel beim Metzger, Bäcker oder im Gemüseladen einzukaufen.
Doch wie schnell erreichen die Deutschen ihren bevorzugten Einkaufsort? 50 Prozent der Befragten erreichen ihre Einkaufsmöglichkeiten fußläufig. 43 Prozent sind nach höchsten 15 Minuten Fahrt mit dem Fahrrad, den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem PKW an ihrem gewünschten Lebensmittelgeschäft. Bei der Frage „Gehen oder Fahren?“ gibt es je nach Größe des Wohnortes deutliche Unterschiede.
So bevorzugt die Mehrheit (51 %) der Befragten aus kleineren Orten unter 20.000 Einwohnern die Fahrt mit Fahrrad, ÖPNV oder Auto. Hingegen gehen 61 Prozent derjenigen, die in Städten mit über 100.000 Einwohnern wohnen, zu Fuß einkaufen. Dieses Ergebnis ist nicht überraschend, schließlich verfügen größere Städte im Vergleich zu Dörfern oder Kleinstädten über mehr Einkaufsmöglichkeiten. So steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich in der direkten Wohnumgebung ein Supermarkt, Discounter oder Lebensmittelfachhandel befindet.
Guter Geschmack ist nicht alles…
Wer sich für ein bestimmtes Lebensmittel entscheidet, geht meistens nach dem Geschmack. Dieses Auswahlskriterium ist allen Deutschen – unabhängig vom Alter – am wichtigsten.
Doch guter Geschmack ist nicht alles. Auch andere Faktoren, wie Regionalität, Preis, Werbung, Marken, Produktinformationen und Gütesiegel können die Kaufentscheidung beeinflussen. Die folgende Tabelle zeigt, auf welche Kriterien deutsche Verbraucher neben gutem Geschmack außerdem bei der Auswahl von Lebensmitteln achten:
Worauf achten die Verbraucher bei der Auswahl der Lebensmittel? |
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Ein Trend lässt sich laut BMEL-Ernährungsreport 2016 eindeutig abzeichnen. So legen etwas mehr als drei Viertel aller Befragten (76 %) Wert darauf, dass ein Lebensmittel aus ihrer Region kommt.
Produktinformationen, wie Zutaten bzw. Inhaltsstoffe und Nährwerte werden bei 61 Prozent der Befragten in Augenschein genommen. 58 Prozent der Befragten achtet vor allem darauf, dass die Produkte preiswert sind.
Nur etwa ein Drittel aller Befragten (38 %) bevorzugt Produkte bestimmter Marken oder orientiert sich an bestimmten Siegeln (33 %). Der Einfluss der Werbung spielt bei 28 Prozent der Verbraucher eine Rolle. Sie probieren gerne neue Produkte aus, die sie in der Werbung kennengelernt haben.
Der BMEL-Ernährungsreport 2016 zeigt auch, dass sich Einkaufsverhalten und Prioritäten mit dem Alter ändern. Junge Erwachsenen im Alter bis 29 Jahre lassen sich beim Einkauf von Lebensmitteln hauptsächlich vom Preis (68 %) und Werbung (43 %) lenken.
Je älter die Verbraucher werden, umso stärker achten Sie auf die regionale Herkunft der gekauften Produkte. Bei Verbrauchern ab 30 Jahren spielen zudem auch Angaben auf Verpackungen, wie z.B. Inhaltsstoffe und Nährwert, sowie Siegel eine wichtigere Rolle bei der Kaufentscheidung.
Beim Einkauf schon „gegoogelt“?
Hohe Qualität, große Vielfalt – deutsche Verbraucher sind mit dem Lebensmittelangebot in ihrem Land zufrieden. 63 Prozent der Befragten ordnen Deutschland in einer fiktiven „Hitliste der Nationen“ mit dem besten Lebensmittelangebot deutlich im oberen Drittel ein.
Aber wie gut informiert fühlen sich die Deutschen über die Lebensmittel, die sie einkaufen? Ein Großteil der Befragten (76 %) fühlt sich gut oder sogar sehr gut informiert. Dabei nutzen die Deutschen unterschiedlichste Informationsquellen, um sich über Lebensmittel zu informieren und von der Qualität zu überzeugen, wie die folgende Tabelle zeigt:
Wo informieren sich die Verbraucher über Lebensmittel? |
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Die wichtigsten Informationsquellen stellen die verfügbaren Informationen am Einkaufsort (72 %), sowie Etiketten und Siegel auf den Verpackungen (60 %) dar. 44 Prozent der befragten recherchieren zuhause im Internet, blättern in Infobroschüren (33 %) oder lassen sich durch die Werbung informieren (33 %).
Dabei spielt die Werbung für unter 30-Jährige (46 %) eine wesentlich größere Rolle, als für Verbraucher über 30 Jahre. Über 60-Jährige ziehen dafür häufiger Verbraucherzentralen und Informationsbroschüren als Infoquellen zurate.
Reichen die Informationen vor Ort nicht aus, wird auch schnell mal das Smartphone gezückt. Jeder fünfte Smartphone-Besitze (21 %) „googelt“ beim Einkauf.
14 Prozent rufen die sog. „QR-Codes“ auf, um nähere Informationen über das Produkt zu erfahren. Das Smartphone als Informationsquelle kommt besonders häufig bei den 14- bis 18-Jährigen zum Einsatz (29 %). Doch auch 17 Prozent der über 60-Jährigen nutzen Google, um sich unterwegs beim Einkaufen über Produkte zu informieren.
Trotz der zahlreichen Informationsquellen und der Mehrheit derer, die sich gut über Produkte informiert fühlen (76 %), bleiben immer noch 24 Prozent, die den Informationsgehalt von Lebensmitteln, die sie einkaufen, mit weniger gut oder schlecht bewerten.
Was landet am häufigsten in der Tonne?
Restlos genießen oder wegwerfen? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Zwar stehen Essen und Kochen bei den deutschen Verbrauchern hoch im Kurs, doch leider schaffen es nicht alle Lebensmittel auch auf den Teller.
42 Prozent der Befragten geben zu, mindestens einmal pro Woche Lebensmittel wegzuwerfen. Der Anteil an Schülerinnen und Schülern ist hier mit 69 Prozent besonders hoch. Wie oft und warum Essen in der Tonne landet, sind häufig von der Haushaltsgröße entscheidend. Tendenziell wird in größeren Haushalten mit mehr als drei Personen mehr weggeworfen, als in kleineren Haushalten.
Ältere und Alleinlebende haben sich im BMEL-Ernährungsreport 2016 als Meister der Resteverwertung herausgestellt. 67 Prozent der Befragten über 60 Jahre und 58 Prozent der Alleinlebenden verwerten alle Lebensmittel.
Und was wird am häufigsten weggeworfen? Meistens landen Brot und Brötchen in der Tonne (21 %), gefolgt von Wurst und Aufschnitt (13 %), Milch und Milchprodukten (11 %). Fleisch oder Fisch (3 %) und Eier (2 %) werden hingegen seltener weggeworfen. 20 Prozent der Befragten gibt an, nichts wegzuwerfen.
Zu den Hauptgründe, weshalb Lebensmittel weggeworfen werden, zählen verdorbene Lebensmittel (70 %), mangelnde Resteverwertung (53 %) und der Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (43 %). Größere Haushalte geben zudem häufiger an, Lebensmittel wegzuwerfen, weil zu viel eingekauft zu haben. Hingegen werfen 80 Prozent der über 60-Jährigen nie etwas weg, weil sie etwas zu viel gekauft hätten.
Tipp: Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz informiert über sein Kampagne „Zu gut für die Tonne“ gegen die Verschwendung von Lebensmitteln und gibt Tipps, was man selbst dagegen tun kann.
Lebensmittelproduktion: Was könnte verbessert werden?
Drei Viertel der Befragten (75 %) schätzt die Bedingungen, unter denen Lebensmittel in Deutschland produziert werden, als eher gut oder sehr gut und 77 Prozent als sicher ein. Demnach hat der Großteil der Deutschen großes Vertrauen in ihre Lebensmittel.
Dennoch gibt es Punkte, die den deutschen Verbrauchern am Herzen liegen und optimiert werden könnten. Bei der Frage, was in der landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion verbessert werden sollte, halten 9 von zehn Befragten (88 %) eine größere Beachtung der artgerechten Haltung von Nutztieren und 86 Prozent eine bessere Bezahlung für Bauern für erforderlich. 70 Prozent finden, dass besseren Umweltverträglichkeit eine größere Beachtung geschenkt werden sollte.
Und wie sieht es mit Angst vor Technik in der Lebensmittelproduktion aus? Nur ein Viertel (25 %) der Befragten spricht sich für weniger Technik bei der Herstellung von Lebensmitteln aus. 75 Prozent sind hingegen der Meinung, dass der Einsatz von Technik bei der Lebensmittelproduktion nicht verringert werden müsse.
Mehr Geld für mehr Tierwohl?
Deutsche Verbraucher sind für mehr Tierwohl durchaus bereits, tiefer in die Tasche zu greifen. Die erschütternden Bilder und Videos von Turbomast und Massentierhaltung, die regelmäßig durch die Medien kursieren, dürften einen nicht unwesentlichen Teil zur Sensibilisierung und Motivation der Verbraucher beigetragen haben.
45 Prozent der Befragten wären auf jeden Fall oder eher bereit (44 Prozent), mehr für Produkte zu bezahlen, wenn die Tiere dafür besser gehalten würden. Nur für eine Minderheit käme das eher nicht (7 Prozent) oder auf keinen Fall (2 Prozent) infrage.
Der BMEL-Ernährungsreport ermittelte auch, was die Bereitschaft für mehr Tierwohl in konkreten Zahlen heißt. Unter der Prämisse, dass ein Kilo Fleisch 10,- Euro kostet, sollten die Befragten sagen, was sie bereit wären für ein höheres Tierwohlniveau bzw. Fleisch aus artgerechter Tierhaltung ausgeben. (Zur Info: der Begriff „artgerechte Tierhaltung beschreibt eine Haltung von (Nutz-)Tieren auf der Grundlage ihres arteigenen Verhaltens. Im Unterschied zur Massentierhaltung versucht sie sich an die artspezifischen Bedürfnisse der Tiere anzupassen.)
Das Ergebnis: die Deutschen wären im Durchschnitt bereit, für ein Kilogramm Fleisch aus stärker tiergerechter Haltung 6,50 Euro mehr, also 16,50 Euro zu bezahlen. 27 Prozent würden sogar 10 Euro mehr ausgeben. Und auch den 19- bis 29-Jährigen wäre die Investition in mehr Tierwohl 20,- Euro je Kilo Fleisch wert!
Eine große Mehrheit der Befragten (82 Prozent) fände es zudem wichtig, Informationen zu den Haltungsbedingungen auf der Verpackung zu finden. Dadurch könnte jeder Einzelne besser darauf achten, wie die Tiere gehalten wurden.
Das ist auch sinnvoll, denn „artgerechte Tierhaltung“ ist nicht zwangsläufig mit freilaufenden, zufriedenen Tieren gleichzusetzen, die ihre arteigenen Bedürfnisse ausleben können. In manchen Fällen unterscheiden sich die Lebensbedingungen der Tiere nicht wesentlich von denen in der konventionellen Massentierhaltung. Oftmals haben die Tiere nur einige Zentimeter mehr Lebensraum. Auch der Auslauf ins Freie ist nicht immer Pflicht.
Tipp: Beim Einkauf ist es nicht immer leicht, unterschiedliche Haltungskonzepte zu erkennen. Für mehr Aufklärung sorgt die Publikation „Haltung zeigen – Was Sie beim Einkaufen für mehr Tierwohl tun können“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Dort werden die wichtigsten Label vorgestellt, die zeigen, wie man beim Einkauf die persönliche Haltung zum Tierwohl zum Ausdruck bringen kann. Die Publikation kann hier kostenlos heruntergeladen werden (PDF, 2 MB).
Gesunde Ernährung = Staatssache?
Mit welchen Maßnahmen kann gesunde Ernährung gelingen? Und inwieweit sollte sich der Staat einmischen, um einer gesünderen Ernährung den Weg zu ebnen? Wenn es nach den Verbrauchern geht, ziemlich weit. Denn die Mehrheit der Deutschen spricht sich – unabhängig von Geschlecht, Alter oder familiärer Situation – für staatliche Maßnahmen zum Ziele einer gesunden Ernährung aus.
92 Prozent setzen auf eine kindgerechte Aufklärung und verpflichtenden Unterricht in Kitas und Schulen. 78 Prozent halten das Bereitstellen und Vermitteln neutraler Informationen zum Thema Ernährung für wirkungsvoll. Zwangsmaßnahmen kommen hingegen nicht so gut an. Nur 43 Prozent können der Besteuerung ungesunder Lebensmittel (z.B. mit besonders hohem Fett- oder Zuckergehalt) etwas abgewinnen.
Deutsche Verbraucher lassen sich demnach gerne informieren und setzen vor allem auf eine frühe Aufklärung in Kitas und Schulen. Man kann die Ergebnisse auch so interpretieren, dass Deutsche weiterhin selbst entscheiden wollen, was sie essen, sich nicht bevormunden lassen und nicht für eine ungesunde Ernährung bestraft werden wollen (z.B. durch höhere Steuern auf bestimmte Produkte).
Zusammenfassung
Der aktuelle BMEL-Ernährungsreport 2016 hat interessante Einblicke in das Ernährungsverhalten der Deutschen gebracht.
Besonders positiv hervorzuheben ist, dass die überwiegende Mehrheit der Befragten angibt, dass es ihnen gelinge, sich im Alltag gesund zu ernähren. Gesunde Ernährung liegt damit bei deutschen Verbrauchern voll im Trend und genießt einen hohen Stellenwert.
Auf der anderen Seite sind laut Robert-Koch-Institut (RKI) zwei Drittel der Männer (67 %) und die Hälfte der Frauen (53 %) in Deutschland übergewichtig. 23 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen sind sogar stark übergewichtig (adipös).
Auch 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland haben Übergewicht. Bei mehr als einem Drittel von ihnen ist es so ausgeprägt, dass man von Adipositas spricht. Diese Zahlen machen deutlich, dass ein Wissens- und Kompetenzdefizit gibt, wenn es um gesunde und ausgewogene Ernährung geht. Oder es scheitert einfach an der Umsetzung im Alltag…
Auch die Wegwerf-Mentalität vieler Verbraucher macht deutlich, dass beim bewussten Umfang mit Lebensmitteln Optimierungspotential besteht. Dieses ist bei Kindern und Jugendlichen, bei denen die Wertschätzung für Lebensmittel unterdurchschnittlich ausgeprägt ist, besonders hoch. Immerhin werfen mehr als zwei Drittel aller Schüler und Schülerinnen (69 %) mindestens einmal wöchentlich Lebensmittel in den Müll. Senioren verwerten Reste eher und schmeißen weniger Nahrung in die Tonne.
Laut Christian Schmidt, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, machen diesen Zahlen „erneut deutlich, dass wir einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln so früh wie möglich fördern müssen“. Schmidt fordert, die Ernährungsbildung als festen Bestandteil in die Lehrpläne und die Lehrerausbildung aufzunehmen, am besten als eigenes Schulfach.
Die große Mehrheit der Verbraucher hat er hinter sich: 92 Prozent der für den BMEL-Ernährungsreport 2016 Befragten befürworten eine kindgerechte Aufklärung und verpflichtende Ernährungsbildung an Kitas und Schulen. Statt den Teller mit Verboten und Gesetzen vollzupacken, sehen die Deutschen sinnvolle, staatliche Maßnahmen vor allem in der Aufklärung und im Unterricht an Schulen, sowie durch neutrale Informationen.
Verbraucherinformation sind gefragter denn je. Deutsche Verbraucher informieren sich gezielt und nutzen hierfür hauptsächlich Informationen am Einkaufsort sowie Etiketten und Siegel auf dem Produkt. Gute Verbraucherinformation und der Schutz vor Täuschung haben auch für Christian Schmidt oberste Priorität. So will er für einen verbesserten Verbraucherschutz die Reform des Deutschen Lebensmittelbuches angestoßen.
Insgesamt ist das Vertrauen der Verbraucher in deutsche Lebensmittel groß. Drei Viertel der Befragten (75 %) schätzen die Bedingungen, unter denen Lebensmittel in Deutschland produziert werden, als gut ein. 77 Prozent schätzen hierzulande hergestellte Lebensmittel als sicher ein.
Die „Geiz ist geil“-Mentalität lässt anhand der Zahlen aus dem BMEL-Ernährungsreport 2016 beim Großteil der befragten Verbraucher nicht direkt erkennen. Fast alle Befragten wären auf jeden Fall bereit (45 %) oder eher bereit (44 %), mehr zu zahlen, wenn Tiere dafür besser gehalten würden. Auch sprechen sich 86 Prozent der Forsa Befragten für eine bessere Bezahlung für Bauern aus.
Bundesminister Schmidt wertet die Bereitschaft, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben, als ein „deutliches Signal, dass den Verbrauchern die Situation der Landwirte nicht egal ist“. Mit dem Satz „Unsere guten Lebensmittel müssen preiswert sein, dürfen aber nicht billig verramscht werden!“ bringt Schmidt es auf den Punkt.
Neben der besseren Bezahlung für Bauern sprechen sich auch 88 Prozent für eine größere Beachtung der artgerechten Haltung von Nutztieren und 70 Prozent für eine bessere Umweltverträglichkeit aus. Etwas mehr als drei Viertel aller Befragten (76 %) legen zudem Wert darauf, dass
ein Lebensmittel aus ihrer Region kommt.
Regionalität, Qualität und Bio werden von immer mehr Verbrauchern honoriert und stellen für viele Landwirte, neue, lukrative Vermarktungswege dar. Der aktuelle Ernährungsreport 2016 zeigt: Essen wird immer mehr Beachtung geschenkt. Deutschland is(s)t vielfältig, anspruchs- und genussvoll.
Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
„Gesunde Ernährung im Trend“, „Verbraucherinformation gefragter denn je“ und „großes Vertrauen in deutsche Lebensmittel“ – das ist die Quintessenz, die das Bundesministerium für Gesundheit und Ernährung aus dem aktuellen Ernährungsreport zieht. Bundesminister Christian Schmidt wertet die Antworten auf die Fragen der Verbraucher gar als „Rückenwind für meine Politik“.
Dennoch lassen sich beim genaueren Hinsehen Diskrepanzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit feststellen.
Der Herd bleibt oft kalt…
So erklären 77 Prozent, dass sie gerne kochen. Doch nur 41 Prozent kochen täglich selbst. Offen bleibt auch, was unter „kochen“ zu verstehen ist. Für einige zählt bereits das Aufbacken einer Tiefkühl-Pizza oder das Erhitzen einer Fertigmahlzeit zum Kochen…
„Gesunde Ernährung“ wohl Definitionssache
Wo wir auch bei dem wären, was bei deutschen Verbrauchern auf den Tisch kommt. Nach eigener Aussage schaffen es zwei Drittel, sich „meistens“ (44 %) oder fast immer (25 %) im Alltag gesund und ausgewogen zu ernähren. Dem gegenüber stehen Zahlen, dass bei 83 Prozent der Befragten mehrmals die Woche Fleischprodukte auf den Tisch kommen. 47 Prozent der Männer und 22 Prozent der Frauen essen jeden Tag Wurst und Fleisch. Nur drei Prozent ernähren sich vegetarisch.
22 Prozent aller Befragten greifen (mehrmals) täglich zu Schokolade, Gummibärchen und Keksen. 42 Prozent der Männer und 33 Prozent der Frauen naschen zudem gern vor dem Fernseher. 37 Prozent der männlichen Befragten bereiten sich gerne eine schnelle Tiefkühlpizza zu (Frauen 27 %). 16 Prozent der Männer trinkt täglich Softdrinks.
Auch hier kommt es also darauf an, was man unter „gesunder“ und „ausgewogener“ Ernährung versteht…
Bio-Fleisch bleibt Nischenmarkt
Auch bei den Kriterien für den Lebensmittelkauf und die Erwartungen an die Lebensmittelwirtschaft sind gewisse Diskrepanzen zu erkennen. So schätzen drei Viertel der Befragten (75 %) die Bedingungen, unter denen Lebensmittel in Deutschland produziert werden, als „eher gut“ oder „sehr gut“ ein.
Gleichzeitig sieht die Mehrheit Verbesserungspotential bei der landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion, z.B. größere Beachtung der artgerechten Haltung von Nutztieren (88 %), bessere Bezahlung für Bauern (86 %) und bessere Umweltverträglichkeit (70 %). Aber: knapp 60 Prozent der Befragten ist es vor allem wichtig, dass die Produkte preiswert sind.
Auch wenn 45 Prozent der Deutschen „auf jeden Fall bereit“ und 44 Prozent „eher bereit“ wären, mehr Geld für Produkte auszugeben, wenn dies mehr Tierwohl bedeutete, so bleibt Bio-Fleisch laut Foodwatch ein Nischenmarkt mit zwei Prozent Marktanteil in der BRD. In Anbetracht der Tatsache, dass laut Ernährungsreport 35 Prozent fünf bis 10 Euro mehr pro Kilo und 27 Prozent sogar über 10 Euro mehr pro Kilo bezahlen würden, fragt man sich, warum sich dieser fiktive Preisaufschlag unter den Tierfreunden nicht auch in den Umsatzzahlen beim Bio-Fleisch widerspiegelt…
Bio ist zwar nicht gleich Bio, dennoch gibt es gewisse Kriterien für das EU-Biosiegel, die u.a. eine ökologische Produktion und artgerechte Tierhaltung umfassen. Wer auf mehr Tierwohl pocht, sollte daher bevorzugt zu Bio-Produkten greifen, die mittlerweile auch in vielen Discountern erhältlich sind. Die Interpretation von Bundesminister Schmidt, „dass den Verbrauchern die Situation der Landwirte nicht egal ist“, mag daher zwar in der Theorie stimmen, nur zeigt die Praxis noch ein anderes Bild… Nach der konkreten Bereitschaft zum Kauf von Bio-Produkten wurde bei der Erhebung leider nicht gefragt.
„Regionale Lebensmittel“ oft irreführend
Dafür wurde aber die Bedeutung der regionalen Herkunft beleuchtet. Das Ergebnis: rund 80 Prozent ist es vor allem wichtig, dass ein Lebensmittel aus ihrer Region kommt. Doch nicht immer sind „regionale Lebensmittel“ das, was man sich als Verbraucher darunter vorstellt (z.B. klimaschonend dank kurzer Transportwege).
Begriffe, wie „Region“, „Nähe“ und „Heimat“ suggerieren häufig Regionalität, weisen jedoch keine oder nur eine unklare regionale Herkunft aus. Dem Verbraucher bleibt oftmals unklar, worauf sich die Werbeaussagen genau beziehen. Kommen die Rohstoffe aus der Region? Erfolgt die Herstellung dort? Oder stammt möglicherweise nur die Rezeptur aus der Heimatregion?
Problem: Angaben wie „regional“ oder „aus der Region“ sind rechtlich nicht geregelt. Daher gilt lediglich die grundsätzliche Voraussetzung, dass solche Angaben nicht irreführend sein dürfen.
Zudem ist es Herstellern laut Markengesetz (MarkenG, § 126 ff) erlaubt, Herkunftsangaben als eigenständige Marke registrieren und schützen zu lassen. Für die regionale Herkunft der Rohstoffe bzw. Zutaten oder der regionalen Verarbeitung sind dagegen keine Regelungen vorgeschrieben. So produziert der thüringische Konfitürenhersteller „Mühlhauser“ laut Etikett auch in Mönchengladbach. Die Herkunft der Früchte für die Konfitüre ist nicht erkennbar (siehe Beispiel der Verbraucherzentrale).
Was kann man als Verbraucher tun? Einen Anhaltspunkt über die regionale Herkunft des Lebensmittels liefert das Regionalfenster. Dabei handelt es sich um ein Kennzeichnungsfeld, auf welchem die Verbraucher seit Januar 2014 auf einen Blick erkennen können, welche Lebensmittel tatsächlich aus der auf der Verpackung angegebenen Region stammen.
Allerdings steht es den Anbietern frei, ihre regionalen Produkte mit dem Regionalfenster freiwillig zu kennzeichnen und damit für mehr Transparenz zu sorgen. Verpflichtend ist dieses Kennzeichnungsfeld nicht, was ein hohes Täuschungspotential birgt, wenn auf dem Produkt überhaupt keine Angaben zur Begrenzung der Region, zur Herkunft der Rohstoffe und zum Verarbeitungsort zu finden sind. Denn Anbieter können ihre Produkte weiterhin als „regional“ oder „aus der Heimat“ bewerben, ohne dafür bestimmte Kriterien erfüllen zu müssen.
Während Kennzeichnung bei unverarbeiteten Produkten, wie Obst und Gemüse, noch relativ überschaubar bleibt (sie müssen zu 100 Prozent aus der betreffenden Region stammen), sieht es bei verarbeiteten Produkten schon anders aus. Denn bei zusammengesetzten Produkten müssen nur 51 Prozent des Produktgewichts aus regionaler Herkunft sein. Bei Fleisch und Fleischprodukten aus der Region könnte man erwarten, dass die Tiere ihr gesamtes Leben von der Geburt bis zur Schlachtung in der genannten Region verbringen. In Wahrheit muss aber lediglich die Mast bzw. der letzte Teil davon in der Region stattfinden. Auch die Futtermittel müssen nicht aus der genannten Region kommen.
Damit können die Vorstellungen von regionalen Produkten, die man als Verbraucher hat, zum Teil wehement von den Kriterien der Anbieter abweichen. Verbraucher, denen die regionale Herkunft ihrer Lebensmittel tatsächlich am Herzen liegt, sollten die Produkte bevorzugt im Hofladen, auf dem Wochenmarkt, in Bauernläden in der Stadt oder mit einer Abo-Gemüse-Kiste direkt vom Erzeuger kaufen.
Obwohl 76 Prozent vor allem Wert darauf legen, dass die Lebensmittel aus ihrer Region stammen, kaufen rund 60 Prozent der Befragten fast alle Lebensmittel im Supermarkt und 35 Prozent beim Discounter ein.
Auch wenn die Deutschen laut Bundesminister Schmidt nicht wollen, „dass wir den Teller mit Gesetzen vollpacken“, so wären einheitliche Kriterien und einen gesetzlichen Rahmen für die Regionalkennzeichnung von Lebensmitteln doch sicherlich im Sinne der Verbraucher. Die aktuellen Regelungen dürften noch der Lebensmittellobby in die Karten spielen.
Teurer Lifestyle: Unverträglichkeiten & Vegan-Trend
Industrie und Handel haben nach dem aktuellen Ernährungsreport 2016 noch einen weiteren Grund zu feiern. Neben der starken Beliebtheit von „regionalen“ Lebensmitteln, verzichten bereits nennenswerte 12 Prozent der befragten Deutschen aufgrund von Unverträglichkeiten auf Produkte, die Laktose, Fruktose oder Gluten enthalten.
Zwar steigt die Zahl der Allergiker oder Zöliakiekranken tatsächlich an. Doch auch hier gilt es, zwischen Wahn und Wirklichkeit zu unterscheiden. Denn nicht immer handelt es sich um tatsächliche Allergien oder Unverträglichkeiten. Die Ablehnung bestimmter Nahrungsmittel ist manchmal auch dem aktuellen Zeitgeist geschuldet (Stichwort „Soja Latte“).
Laut Ernährungsreport 2016 geben mehr Frauen (14 %) an, an tatsächlichen oder vermeintlichen Unverträglichkeiten zu leiden, als Männer (10 %). Auch junge Erwachsene bis 29 Jahre (19 %) und Großstädter (16 %) liegen über dem Durchschnitt.
Die Anzahl der behandlungsbedürftigen Nahrungsmittel-Allergiker wird nach Einschätzung des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB) auf sieben Prozent der Bevölkerung geschätzt. Von der Allergie, die immer eine immunologisch vermittelte Reaktion des Körpers bedeutet, ist die Lebensmittel-Unverträglichkeit abzugrenzen.
Bei Letzterer liegt die Unverträglichkeit nicht – wie bei Allergien – beim körpereigenen Immunsystem, sondern bei einem Enzymmangel. So kann beispielsweise bei Personen mit Laktoseintoleranz bzw. Milchzuckerunverträglichkeit der mit der Nahrung aufgenommene Milchzucker als Folge fehlender oder verminderter Produktion des Verdauungsenzyms Laktase nicht verdaut werden. Im Gegensatz zu Allergien sind Lebensmittelunverträglichkeiten auch mengenabhängig, sodass die Symptome mit der Menge zunehmen.
Die Symptome von Lebensmittelunverträglichkeiten sind z.T. recht unspezifisch, wie Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen oder auch Müdigkeit. Viele halten auf eigene Faust Diät und lassen bestimmte Lebensmittel ohne Diagnose einfach weg – und ersetzen sie durch laktosefreie, allergenarme oder glutenfreie Produkte.
Ein Millionengeschäft für die Lebensmittelhersteller, denn die Spezialkost ist recht teuer. Ein Liter herkömmliche H-Milch (1,5%) kostet bei Rewe beispielsweise 0,55 Euro. Ein Liter Alpro Soja-Drink hingegen 1,89 Euro und damit mehr als dreimal so viel.
Schon jetzt erobern immer mehr laktose-, gluten- oder fruktosefreie Lebensmittel ihren Platz in den Supermarkt-Regalen. Das Label „frei von“ scheint bei einigen Verbrauchern einen höheren Gesundheitswert zu suggerieren. Kein Wunder, so wird uns doch in Medien, Foren usw. suggeriert, dass man sich mit Laktose, Fruktose, Gluten oder andere Lebensmittelinhaltsstoffen „krank“ essen kann. Da wundert es nicht, wenn bei so manchem infolge dieses medialen Inputs selbsterfüllende negative Prophezeiungen eintreten, d.h. die Erwartung von unangenehmen Folgen, realen Beschwerden auslöst („Nocebo-Effekt“).
Doch nicht nur lactose-, fructose- und glutenfreie Lebensmittel füllen zunehmend häufig die Mägen ernährungsbewusster Großstädter – und den Geldbeutel von Lebensmittelherstellern. Auch am Vegan-Trend wird verdient. Der BMEL-Ernährungsreport liefert zwar nur Zahlen zur Anzahl der Vegetarier bzw. derer, die nie Fleisch oder Wurst essen (nur drei Prozent der Befragten). Die Anzahl der Veganer dürfte noch geringer ausfallen. Dennoch stellen Veganer in Deutschland eine lukrative neue Zielgruppe dar.
Laut VEBU (Vegetarierbund Deutschland) wurde 2014 beim Verkauf vegetarisch-veganer Fleischalternativen ein neuer Umsatzrekord erzielt. Mit 98 Millionen Euro Umsatz wurde die bisherige Spitzenmarke von 2013 um rund 33 Prozent übertroffen.
Mittlerweile gehören pflanzliche Alternativen in jedem Supermarkt zum Produktsortiment dazu. In deutschen Großstädten sind auch immer häufiger Restaurants mit veganem Angebot zu finden. Und bei Amazon landen vegane Ratgeber und Kochbücher, wie „Vegan for fit“ regelmäßig in den Bestseller-Listen.
Der Boom lässt erkennen, dass das Thema vegane Ernährung auf ein großes Interesse stößt und sich nicht nur Veganer äußerst gerne von innovativen, veganen Produkten begeistern lassen.
Der BMEL-Ernährungsreport 2016 hat gezeigt, dass sich deutsche Verbraucher für ihr Essen interessieren, Produktinformationen nutzen und eine gesunde, ausgewogene Ernährung anstreben. Die Zahlen zeigen aber auch, dass Wunsch und Wirklichkeit nicht immer deckungsgleich sind. Einige Ernährungstrends dürften vor allem bei der Lebensmittelindustrie für Händereiben sorgen. Hier ist die Politik gefragt, den Teller dort „mit Gesetzen vollzupacken“, wo es im Sinne des Verbrauchers ist.
Quelle: Deutschland, wie es isst – Der BMEL-Ernährungsreport 2016 (PDF, 651 KB, nicht barrierefrei)
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